IBM: Internationale Beschäftigungspolitik notwendig
Der Chef von IBM Deutschland hält eine internationalere Beschäftigungspolitik für notwendig und sieht 150.000 fehlende Fachkräfte auf die Branche zukommen.
Der Chef von IBM Deutschland, Erwin Staudt, mischt sich in die aktuelle Debatte um Arbeitserlaubnisse für ausländische IT-Fachkräfte ein. Seiner Ansicht nach ist eine Beschäftigungspolitik in Deutschland erforderlich, die stärker international ausgerichtet ist. Beschäftigungspolitik sei "nur noch im internationalen Zusammenhang zu sehen", meinte er in einem Interview mit der Bild-Zeitung von heute. Dies dürfe allerdings nicht dazu führen, dass man nur noch EDV-Spezialisten von außen hole, betonte Staudt: "Wir müssen die Mangelbereiche definieren und in unsere gesamten Bildungsbestrebungen einbetten."
Das Zahlenwerk in der Diskussion um den Vorschlag einer "Green Card" für ausländische IT-Fachkräfte bereicherte Staudt gleich noch um eine neue Prognose: Er geht davon aus, dass bis Ende 2002 in der Branche 150.000 Spezialisten fehlen. Das könne man gar nicht aus dem Inland decken. Wenn Deutschland in der EDV-Branche zur Spitzengruppe gehören wolle, brauche man weltweit die besten Leute, erklärte Staudt und kritisierte im gleichen Atemzug die deutschen Techniker: Bei vielen deutschen Ingenieuren und Informatikern gebe es leider oft Defizite im Ausbildungsprofil, beim Alter und der Flexibilität.
Bedenken der Gewerkschaften und in der Bevölkerung, Visas für ausländische IT-Fachkräfte führten zu Lohn-Dumping, hält Staudt allerdings für unbegründet. Die deutschen Arbeitgeber seien an tarifliche Regelungen gebunden, betonte er. Staudt hält aber auch "neue, flexible Tarifmodelle" für unabdingbar: Die Gewerkschaften müssten erkennen, dass bei "elektronischen Dienstleistungen und E-Commerce völlig zeit- und ortsungebunden" gearbeitet würde. (jk)