Bundeswehr und Nato üben den vernetzten Einsatz

Mit einer gemeinsamen Übung an der Ostsee testen Einheiten der Bundeswehr und der Nato in Eckernförde die Vernetzung der taktischen Daten verschiedener Systeme in Einsatzszenarien.

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Von
  • Ulrike Heitmüller

Seit dem vergangenen Montag testen Bundeswehr und Nato im Raum Eckernförde an der Ostsee neue Konzepte und Systeme zum besseren Schutz von Soldaten und militärischer Infrastruktur in Einsatzgebieten. Das Experiment "Common Shield" (Gemeinsames Schutzschild) ist Teil einer Untersuchungsreihe unter der Regie des Zentrums für Transformation der Bundeswehr. Diese Reihe heißt "Common Enhancement" (Gemeinsame Verbesserung), die Bundeswehr veranstaltet die Experimente seit 2004 alle zwei Jahre. Das andere Experiment ist ein Testlauf zur Verteidigung von Häfen und wird unter der Bezeichnung "Harbor Protection Trials 2008" (HPT 08) von der Nato ausgerichtet. Es ist Teil der Untersuchungsreihe "Defence against Terrorism" (Verteidigung gegen den Terrorismus, DAT), welche seit 2003 jedes Jahr in einem anderen Land stattfindet.

In diesem Jahr veranstalten Nato und Bundeswehr ihre Übungs- und Testreihe gemeinsam, erklärt Fregattenkapitän Achim Winkler, Pressestabsoffizier der Marine in der Außenstelle Kiel. "Man will Synergien gewinnen, denn es geht beide Male um vernetzte Operationsführung", im Grunde also um die Kommunikation mit Daten. In Eckernförde soll Datenvernetzung von Aufklärungs-, Führungs- und Abwehrsystemen überprüft werden, erklärt Winkler. Von Interesse sind dabei vor allem Daten über den Gegner. Bundeswehr und Nato wollen möglichst umfassende Lagebilder in der Luft, an Land, über sowie unter Wasser erstellen können. Dazu gehört es, Informationen zu gewinnen und sie in ein Lagezentrum zu übertragen. Letzteres soll in Zukunft in Echtzeit möglich sein, also drahtlos, etwa per Funk oder Sensor.

Das ist schwierig, denn erstens kommen bei der Gewinnung und Übermittlung der Daten unterschiedliche Komponenten ins Spiel, etwa Video, Infrarot, Radar oder Standbilder. Außerdem müssen die Produkte unterschiedlicher Hersteller miteinander kompatibel sein – allein in Eckernförde sollen 27 Firmen mit ihren Drohnen, Radargeräten, Durchgangsschleusen oder Sprengstoffdetektoren dabei sein. Das Zusammenspiel soll nun unter möglichst realen Einsatzbedingungen erprobt werden, beschreibt Winkler: "Die Bundeswehr baut diverse Bedrohungsszenarien auf, ein Schlauchboot greift ein Marineschiff an, Taucher versuchen über den Wasserweg in einen Hafen einzubrechen, von der Landseite versuchen Leute, Zäune zu überwinden, und Flugzeuge wollen Feldlager und Hafen ausspähen." 800 bis 1000 Personen werden mitmachen, und die Bundeswehr ist mit zahlreichen Schiffen, Flugzeugen, leicht gepanzerten Fahrzeugen und Drohnen dabei. Die Tests sollen noch bis zum 1. September laufen. (Ulrike Heitmüller) / (vbr)