Zu wenig Informatikunterricht in Niedersachsen

In einem Memorandum an Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff äußern sich Informatikdozenten besorgt über den derzeitigen Stand und die Entwicklung des Fachs Informatik an niedersächsischen Schulen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 226 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Frank Möcke

Informatik soll Pflichtfach in Niedersachsens Schulen werden. Dies haben drei Informatikdozenten, darunter federführend Professor Harald Richter vom Lehrstuhl Technische Informatik und Rechnersysteme an der TU Clausthal, in einem Memorandum an Ministerpräsident Christian Wulff im November letzten Jahres gefordert. Die Universitätspräsidenten aus Braunschweig, Clausthal und Hannover unterstützen nun das Anliegen. Eine Reaktion der Landesregierung ist bislang noch nicht erfolgt, darum wenden sich die Unterzeichner nun an die Öffentlichkeit.

Hintergrund der Initiative ist die schlechte Entwicklung des Fachs im Bundesvergleich, die in der Studie von Moritz Weeger Synopse zum Informatikunterricht in Deutschland der TU Dresden deutlich geworden ist.

"Mit zunehmender Sorge" beobachten die Unterzeichner den derzeitigen Stand und die Entwicklung des Fachs Informatik an niedersächsischen Schulen. Sie fordern den niedersächsischen Ministerpräsidenten auf, zu gewährleisten, dass auch in Niedersachsen die Schüler fundiert in Informatik unterrichtet werden können, so wie dies in anderen Bundesländern bereits der Fall sei.

In Niedersachsen werde der Informatikunterricht überwiegend durch Lehrkräfte anderer Fächer erteilt, die in den 1980er-Jahren in Weiterbildungen die Lehrbefähigung für Informatik erhalten hätten. Davon gingen zahlreiche Pädagogen in den nächsten Jahren in den Ruhestand. Es drohe eine drastische Verschlechterung des Informatikunterrichts.

Obwohl die rechtlichen Voraussetzungen dafür geschaffen seien, Informatik für das Lehramt an Gymnasien anzubieten, seien lediglich in Oldenburg, Göttingen und Osnabrück grundständige Lehramtsstudiengänge im Aufbau. Auch unter Berücksichtigung einiger Weiterbildungsprogramme sei das Angebot insgesamt gesehen viel zu gering.

Nach Angaben des Kultusministeriums in Hannover gab es in Niedersachsen im Jahr 2005 lediglich 570 Lehrer für das Fach Informatik, dies sind nur 0,9 Prozent aller Lehrkräfte des Landes. Demgegenüber standen zum Beispiel 4727 Physik- und 3805 Chemielehrer. Erhielten im Jahr 2000 noch 11,4 Prozent aller Schüler der Kursstufe an Gymnasien Informatikunterricht, seien es fünf Jahre später nur noch 5,8 Prozent gewesen.

Damit die Informatik-Ausbildung in Niedersachsen wieder mit dem Unterricht in anderen Bundesländern mithalten könne, propagieren die Unterzeichner des Memorandums ein 4-Punkte-Programm:

  • Einführung der Informatik als Pflichtfach für alle Schüler,
  • Entwicklung eines Kerncurriculums auf Basis der Bildungsstandards,
  • Schaffung weitererStudienplätze für das Lehramt Informatik als Erst- und Zweitfach,
  • Ausbau der Lehrerweiterbildung.

(fm)