Stephen King kritisiert geplantes Verbot von gewalthaltigen Videospielen für Minderjährige

Der US-Autor findet ein in Massachusetts geplantes Verbot des Verkaufs von Videospielen für Minderjährige undemokratisch. Stattdessen sollten die Politiker die "pathologische Liebe" der US-Bürger zu ihren Waffen nicht weiter ignorieren.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 169 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Der US-amerikanische Schriftsteller Stephen King kritisiert Pläne im US-Bundesstaat Massachusetts, den Verkauf von gewalthaltigen Videospielen an Minderjährige komplett zu verbieten. Er sei kein Fan von Videospielen, schreibt King in einem Kommentar für Entertainment Weekly, auch sei er nicht besonders politisch aktiv. Aber nachdem er von dem Gesetzentwurf HB 1423 erfahren habe, sei er aus der Haut gefahren. Durch das Gesetz könnten sich Minderjährige keine gewalthaltigen Videospiele wie Grand Theft Auto: San Andreas zulegen, doch einem 17-Jährigen würde es weiter erlaubt sein, im Kino einen Horrorfilm wie Hostel: Part II zu sehen, schreibt King.

Der Schriftsteller, der neben Horrorgeschichten auch solche Werke wie "The Body" (verfilmt unter dem Titel "Stand By Me"), "Rita Hayworth and Shawshank Redemption" und "The Green Mile" veröffentlicht hat, wirft den Politikern, die ein Abgabeverbot für gewalthaltige Videospiele für Minderjährige fordern, indirekt eine Doppelmoral vor. Die Popkultur müsse als Prügelknabe herhalten, während beispielsweise an der "pathologischen Zuneigung" der US-Amerikaner zu Waffen nicht gerüttelt werde. Angesicht der Taten von Cho Seung-Hui, der voriges Jahr an der US-Hochschule Virginia Tech 32 Menschen tötete, seien schnell Kritiker des Spiels Counter-Strike zur Stelle gewesen, das der Amokläufer angeblich gespielt haben soll. Dabei solle der Gesetzgeber nach Kings Meinung eher ein Auge darauf haben, warum der 23-Jährige Cho so versiert mit seiner halbautomatischen Schusswaffe umgehen konnte.

Der von 21 Abgeordneten des Repräsentantenhauses von Massachusetts vor einem Jahr eingebrachte und derzeit debattierte Gesetzentwurf sieht eine Neudefinition der Wendung "schädlich für Minderjährige" im Strafrecht des Bundesstaats vor. Bisher wird dort darunter vor allem die "unzüchtige Darstellung" von sexueller Erregung, Nacktheit und Sexualität verstanden. In der Neufassung ist ein Absatz enthalten, durch den Gewaltdarstellungen eingeschlossen werden, die den vorherrschenden Standards in der Erwachsenenwelt widersprechen. Eine ähnliche Gesetzesnovelle wurde 2006 im US-Bundesstaat Louisiana beschlossen, doch ein Bundesrichter kassierte das Gesetz bereits im selben Jahr als verfassungswidrig.

Der Bestseller-Autor King glaubt, dass auch die Novelle in Massachusetts nicht lange bestehen könne, so sie denn verabschiedet wird. Er regt sich über Politiker auf, die sich zu Ersatzeltern aufschwängen. Das Ergebnis ihrer Handlungen sei für gewöhnlich katastrophal und undemokratisch. In derartigen Videospielen werde die Gewalt widergespiegelt, die bereits in der Gesellschaft existiere, wendet sich King gegen die Abgeordnete und Befürworterin des geplanten Verbots, Christine E. Canavan, die Minderjährige von Gewalt und ihrem Einfluss auf sie fernhalten wolle. Minderjährige fänden immer einen Weg, das für sie Verbotene dennoch zu bekommen. Einen gewalthaltigen Film wie No Country for Old Men könnten sie beispielsweise im Kabelfernsehen sehen. Eltern könnten sie davon abhalten, doch täten sie es in den meisten Fällen nicht. (anw)