Online-Lernplattform iversity startet mit über 115.000 Wissbegierigen

Die Brandenburger Jungfirma bietet zum Auftakt sechs von insgesamt 24 im Wintersemester geplanten "Massive Open Online Courses" an. Bis Ende 2014 sollen rund 100 Kurse eine gute Million Studenten anziehen.

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Online-Lernen per Mausklick: Seit dem heutigen Dienstag hat die "virtuelle Universität" iversity.org ihre Pforten geöffnet. Die dahinter stehende gleichnamige Brandenburger Firma bietet zunächst sechs von insgesamt 24 im Wintersemester geplanten Kursen an. Sie hat sich auf Massive Open Online Courses (MOOCs) spezialisiert, die kostenlos sind und möglichst viele Wissbegierige anziehen wollen. Die Lernmaterialien sind keine reinen Videoübertragungen von Vorlesungen, vielmehr wird der Lernstoff in mehrere Einheiten möglichst online-gerecht verpackt und der Lernerfolg über Tests abgefragt.

Das iversity-Kursangebot umfasst Themen und Fächer, die von Architektur, Betriebswirtschaftslehre und Maschinenbau über Philosophie und Physik bis zur Politikwissenschaft reichen. In einigen der Angebote können Studierende Leistungspunkte nach dem European Credit Transfer and Accumulation System (ECT S) erwerben. Für Prüfungen fallen Gebühren für die Studierenden an, über die sich das Startup finanzieren will. 15 der derzeit vorgesehenen Kurse werden in Englisch abgehalten, der Rest auf Deutsch.

Insgesamt sollen sich bis heute bereits 115.000 Wissbegierige für die Vorlesungen eingeschrieben haben, die von Partnerinstituten ausgerichtet werden. Am beliebtesten sei "The Future of Storytelling" von der Fachhochschule Potsdam mit mehr als 29.000 Anmeldungen. Dieser eine Kurse habe so über neunmal so viele Studierende wie die Anbieter-FH insgesamt.

Gut nachgefragt werden auch "Design 101" der Accademia di Belle Arti in Catania. Für diesen MOOC hätten sich über 18.000 Studierende eingetragen. Gut 17.000 Nutzer wollten im Lichte der NSA-Affäre mehr in Erfahrung bringen zum Thema "Public Privacy: Cyber Security and Human Rights", über das die Humboldt Viadrina School of Governance in Berlin aufklärt.

iversity nimmt nach eigenen Angaben aus dem Stand den Spitzenplatz unter europäischen MOOC-Plattformen ein. Sie habe genauso viele Studierende wie die Fernuniversität Hagen und doppelt so viele wie das Potsdamer Hasso-Plattner-Institut mit seinem Angebot openHPI, das seit über einem Jahr im Netz mit interaktiven IT-Kursen vertreten ist. Für den Geschäftsführer des in Bernau angesiedelten Unternehmens, Marcus Riecke, hat sich damit schon gezeigt, "dass MOOCs und Online-Lehre für die Zukunft der Hochschulbildung in Deutschland und Europa genau so relevant und revolutionär sind wie in den USA, wo das Phänomen letztes Jahr entstand".

Die größten US-Akteure sind Coursera, edX als Kooperation der Elite-Unis Harvard und dem MIT sowie Udacity. In Europa ging vor Kurzem die britische Initiative Futurelearn online, die in diesem Semester 20 kostenlose Kurse durchführen will. Die iversity-Macher peilen bis Ende 2014 ein Angebot von rund 100 MOOCs an, die eine gute Million Studenten anlocken sollen. Zu den Partnern des Startups gehört unter anderem der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, unter den Investoren ist die Deutsche Telekom. (anw)