Nicht werbefinanzierte Massenmedien

Desto gebildeter und finanziell gut situierter Kunden eines Entwicklers sind, desto lästiger erscheint ihnen die Werbung. Es wäre unter Umständen möglich, eine werbefreie Version des Programms zu einem durchaus stolzen Preis anzubieten.

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Von
  • Tam Hanna

In der Anfangszeit der Werbung am Handy zitierten Analysten immer wieder den Erfolg der Finanzierung der diversen Massenmedien. Egal ob Zeitung oder Radiosender, es gibt kaum ein Medium, das sein Überleben ausschließlich durch den Verkauf von Zutrittsberechtigungen finanziert.

Einige Jahre später – und Kritikern wie Berthold Thomae zum Trotz – gibt es kaum mehr eine Handy-App, die sich nicht durch Werbung finanziert. Der klassische Verkauf von Lizenzen funktioniert, wenn überhaupt, nur noch im Bereich der Verticals am BlackBerry und unter iOS.

Online-Radios gelten als der Inbegriff des werbefinanzierten Mediums. Umso überraschender war es für mich, als ich in einer slowakischen Taverne mit einer interessanten Werbeeinschaltung eines Senders konfrontiert war – das Unternehmen versprach seinen Hörern gegen einen kleinen Obolus eine komplett werbefreie Version des Programms.

Diese Option wird mit Sicherheit nicht aus Spaß an der Freude offeriert: Die Käufer von Werbeflächen stehen derartigen Exklusionsdeals im Allgemeinen kritisch gegenüber, da sie meist nur von den zahlungskräftigen Klienten wahrgenommen werden. Es wäre durchaus vorstellbar, dass der eine oder andere Kunde des Senders aus diesem Grund zur Konkurrenz wechselt.

Festzuhalten ist jedenfalls, dass die Mehrheit der Nutzer eines Mediums über Werbeeinschaltungen alles andere als erfreut ist: So gibt es mehrere Nachrichtendienste, die "aus Prinzip und zur Wahrung der Unabhängigkeit" komplett auf Werbeeinschaltungen verzichteten. Im Bereich der politischen Extremisten ist das sowohl links als auch rechts der Mitte gang und gäbe: Die Leser bezahlen gern etwas mehr, um die "reine Wahrheit" zu erhalten.

Für den Entwickler gibt es hier nur eine logische Konsequenz: Desto gebildeter und finanziell gut situierter seine Kunden sind, desto lästiger erscheint ihnen die Werbung. Es wäre unter Umständen möglich, eine werbefreie Version des Programms zu einem durchaus stolzen Preis anzubieten – ein kleiner Entwickler verliert durch das Anbieten dieser Option (außer ein paar Stunden Arbeitszeit) nichts. ()