TK-Markt: Kabelnetzbetreiber legen zu

Die hiesigen Umsätze mit Telekommunikationsdiensten werden laut einer Studie 2013 voraussichtlich bei knapp 60 Milliarden Euro stagnieren. Wachstum gibt es nur im Kabel, Hoffnung machen das mobile Internet und Cloud Computing.

vorlesen Druckansicht 5 Kommentare lesen
Lesezeit: 5 Min.

Die Umsätze mit Telekommunikationsdiensten in Deutschland werden 2013 voraussichtlich leicht um 1 Prozent auf 59,6 Milliarden Euro sinken. Dies geht aus der 15. Studie zum TK-Gesamtmarkt hervor, die der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) gemeinsam mit der Duisburger Unternehmensberatung Dialog Consult veröffentlicht hat. Der Mobilfunk-Umsatz soll dabei um rund 1,2 Prozent auf 25,1 Milliarden Euro steigen, während die Festnetz-Umsätze leicht auf 29,7 Milliarden Euro zurückgehen. Allein die Kabelnetzbetreiber steigern ihren Umsatz um 9,1 Prozent deutlich auf 4,8 Milliarden Euro.

Obwohl die Zahlen nicht überall nach unten weisen, sieht Torsten Gerpott von Dialog Consult keinen Anlass mehr für "wilde Wachstumsträume". Seit 2005, als der Gesamtmarkt noch 68,8 Milliarden Euro schwer war, geht es kontinuierlich nach unten. Mobiler Datenverkehr ist Gerpott zufolge zwar "das Zukunftsthema", von großen Umsatzerwartungen etwa durch "Machine-to-Machine"-Kommunikation werde schon lange geredet, ohne dass sich diese bislang eingestellt hätten. Leise hoffen ließen Cloud Computing und vergleichbare Dienste.

Die Wettbewerber der Deutschen Telekom hängen Gerpott zufolge noch immer stark von deren Vorleistungen ab. Von 1 Euro Umsatz blieben nur 28 Cent bei ihnen hängen, der Rest gehe etwa für die Kosten der Teilnehmeranschlussleitung (TAL) drauf. VATM-Präsidiumsmitglied Markus Haas ärgerte sich daher besonders darüber, dass der TAL-Mietpreis jüngst erstmals erhöht worden sei.

Trotz rückläufiger Umsätze geht Gerpott in seiner Analyse davon aus, dass die TK-Branche 2013 ihre Netzinvestitionen um 400 Millionen Euro auf 6,6 Milliarden Euro erhöhen wird. Über 53 Prozent davon sollen auf die VATM-Mitglieder entfallen. "Von jedem generierten Euro gehen zehn Prozent wieder in Sachanlagen", führte Gerpott aus. Dabei komme es aber darauf an, ob diese Investitionen auch effizient genutzt würden.

Nach wie vor als "Brot- und Buttergeschäft" der meisten Marktakteure bezeichnete Gerpott die "gute alte Telefonie". Insgesamt nehme die Anzahl der Gesprächsminuten langsam von 238 auf 233 Millionen pro Tag ab, wovon 208 Millionen auf die Telekom entfielen. Die Zahl der stationären Sprachtelefonanschlüsse sinke 2013 weiter von 37,7 Millionen auf 37,4 Millionen, wobei der Anteil der Kabelnetzbetreiber mit nun 4,9 Millionen Anschlüssen auf 13 Prozent wachse. Während die Telekom noch zu 95,9 Prozent auf klassische Leitungsvermittlung setzt, laufen bei den Wettbewerbern bereits 62,6 Prozent über VoIP.

Glasfaser und andere AnschlĂĽsse mit mehr als 50 MBit/s spielen hierzulande kaum eine Rolle.

(Bild: VATM)

Die Zahl der BreitbandanschlĂĽsse nimmt um 600.000 auf 28,6 Millionen zu, was einer Abdeckung von 70 Prozent der deutschen Haushalte entspricht. Die Kabelnetzbetreiber haben ihren Anteil am Breitbandmarkt von 4,4 Millionen auf 5,4 Millionen AnschlĂĽsse verbessert. Die Telekom stagniert mit 12,4 Millionen bei einem Marktanteil von rund 43 Prozent, andere DSL-Anbieter sinken um ĂĽber 2 Prozentpunkte auf 8,7 Millionen AnschlĂĽsse.

Vergleichsweise düster sieht es hierzulande laut Gerpott beim "Zukunftsmedium Glasfaser" aus. In weniger als drei Prozent aller Haushalte liege bis Ende 2013 Glasfaser zumindest im Keller an. Ein Glasfaseranschluss werde überdies nur von etwa 44 Prozent der anschließbaren Kunden tatsächlich nachgefragt. An dieser im internationalen Vergleich niedrigen Quote werde sich in den nächsten Jahren wohl wenig ändern, da man für den entsprechenden Ausbau "wirklich buddeln" müsse. Zudem habe die Debatte über den "VDSL-Turbo" Vectoring bei vielen kommunalen Entscheidern zu einer Abkehr von Glasfaserplänen geführt.

Der Anteil der DSL-Festnetzkunden, die Bandbreiten von mehr als 6 MBit/s buchen, wachse 2013 "eher schwach", berichtete der Marktforscher. Ăśber 60 Prozent seien mit niedrigeren Geschwindigkeiten unterwegs, nur gut ein Prozent mit mehr als 50 MBit/s. Das von BreitbandanschlĂĽssen insgesamt abgehende Datenvolumen wachse um mehr als 18 Prozent auf 5,2 Milliarden Gigabyte, pro Anschluss sind das etwa 15 Gigabyte pro Monat. 35,8 Prozent der Breitbandnutzer verbrauchten weniger als 5 Gigabyte pro Monat, weitere 27,5 Prozent bis zu 15 Gigabyte. Intensivnutzer mit ĂĽber 75 Gigabyte pro Monat gibt es vergleichsweise wenige.

Rund 309 Millionen Sprachminuten pro Tag werden Ende des Jahres von den rund 114 Millionen aktivierten SIM-Karten ausgehen. Das Wachstum im Bereich Datendienste soll 17,3 Prozent betragen. Pro Karte mit Festvertrag sollen ĂĽber LTE mit 170 Millionen Gigabyte knapp 15 Prozent mehr Daten mobil ĂĽbertragen werden als 2012, was aber erst drei bis vier Prozent des Volumens im Festnetz ausmacht. (vbr)