Open-Source-3D-Paket Blender 2.69: Gekommen, um zu bleiben

Ausgabe 2.69 des Open-Source-3D-Pakets ist als Meilenstein der Entwicklung von Blender gedacht – damit soll man über einen längeren Zeitraum verlässlich an Projekten arbeiten können, während die Programmierer-Community die Software weiter entwickelt.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Gottfried Hofmann
  • Peter König

Ähnlich den Long Term Releases von Linux-Distributionen oder Browsern gibt es auch beim Open-Source-3D-Paket Blender bestimmte Versionen, die über einen längeren Zeitraum stabil bleiben und mit Bugfixes gepflegt werden. Das gilt auch für die neu erschienene Version 2.69. Obwohl die Entwickler für diese Fassung den größten Wert auf Stabilität gelegt haben und sogar einige geplante Funktionen auf die kommende Version 2.70 verschoben haben, hat sich gegenüber Blender 2.68 doch einiges bemerkenswertes geändert.

Blenders Render-Engine Cycles berechnet die Lichtstreuung unterhalb der Oberfläche eines Körpers (Subsurface Scattering) nach einem neuen Algorithmus.

(Bild: wiki.blender.org)

So haben die Entwickler die Darstellung der Lichtstreuung in transluzenten Stoffen (Subsurface Scattering, SSS) des integrierten Cycles Renderers deutlich erweitert. Beim Subsurface Scattering tritt in der Realität der Effekt auf, dass das Licht nach Eindringen in den durchscheinenden Körper je nach Wellenlänge unterschiedlich gestreut wird. Diesen Effekt nachzubilden ist für die realistische Darstellung von menschlicher Haut, aber auch von Milch, Marmor oder Wachs wichtig. Cycles nutzt hierfür nun einen neuen Algorithmus, der auch im Arnold Renderer implementiert ist, der schon für diverse Hollywood-Filme genutzt wurde. Der SSS-Shader unterstützt jetzt auch Bump-Mapping, Subsurface Scattering ist aber weiterhin nur beim Rendern auf der CPU verfügbar. Das Rendering von Haaren in Cycles hat das Experimental-Stadium verlassen und wurde deutlich vereinfacht. Ein eigener Shader simuliert die reflektierenden und durchscheinenden Elemente von Haaren.

Als "Looks" für Renderings findet man bei den Farbmanagement-Einstellungen im Scene-Tab simulierte analoge Film-Typen von Herstellern wie Agfa oder Kodak.

(Bild: wiki.blender.org )

In früheren Versionen der Render-Engine Cycles gab es die Möglichkeit, der Darstellung den Look zu verleihen, als wäre sie mit einer analogen Kamera auf Film aufgenommen worden. Diese Option wanderte später in den Compositor, steht jetzt aber wieder direkt im Renderer zur Verfügung. Der Weg über den Compositor funktioniert aber parallel weiter. Die Funktion findet sich jetzt als “Looks” bei den Einstellungen für das FarbManagement im Scene-Tab.

Blender stellt jetzt zwei Himmels-Simulationen zur Wahl – die neu hinzugekommene soll besonders in Sonnenaufgangsszenen und Sonnenuntergangsstimmungen natürlicher wirken.

(Bild: wiki.blender.org)

Wer Szenen anhand von Kelvin-Werten für Farbtemperaturen aus der realen Welt ausleuchten möchte, kann solche Angaben über den neuen Blackbody-Node in RBG-Werte für die virtuellen Lichtquellen in Cycles umwandeln. Die Light Path Nodes können über einen Ray-Depth-Wert die Ausbreitung begrenzen, zum Beispiel auf direktes Licht ohne Reflexion.

Der Motion Tracker von Blender 2.69 führt sogenannte Plane Tracks durch, wobei eine Fläche in der Szene verfolgt wird. Auf diese Fläche kann man später im Compositor zugreifen, um beispielsweise den Inhalt von Schildern oder Bildschirmen auszutauschen oder die Flächen für Maskierungen einzusetzen. Das war zwar grundsätzlich schon zuvor möglich, kostete aber mehr Handarbeit.

Das Mesh-Bisect-Werkzeug schneidet 3D-Objekte in zwei Hälften.

(Bild: wiki.blender.org)

Bei der 3D-Modellierung schneidet das Mesh-Bisect-Werkzeug Objekte entlang einer Ebene in zwei Hälften. Löscht man dann eine Hälfte der Geometrie, schließt Blender die entstehenden Löcher automatisch, wobei die Software Daten für die dadurch neu erzeugten Oberflächen aus der Umgebung übernimmt, etwa für UV-Koordinaten und Vertex-Farben. Auf dieselbe Weise schließt das Programm Löcher in zuvor ausgewählten Bereichen des Oberflächennetzes (Mesh). Das Grid-Fill-Werkzeug soll jetzt in vielen Fällen genauer arbeiten und füllt auch mit nicht-quadratischen Gittern. Zudem soll es jetzt auch einzelne, geschlossene Kantenringe mit Flächen füllen. Auf Wunsch zeigt Blender im Editier-Modus nur jene Knoten und Kanten des Drahtgittermodells an, die zum Nutzer hin orientiert sind, was beim Prüfen und Korrigieren der Netztopologie helfen soll.

Version 2.69 importiert Szenen im FBX-Format – komplett mit Kameras, Lampen und Meshes inklusive UV-Texturen und Vertex-Farben. Außen vor bleiben vorerst allerdings noch Armaturen und Animationsdaten. Der FBX-Exporter wurde überarbeitet und soll jetzt schneller arbeiten und gleichzeitig kleinere Dateien erzeugen. Er exportiert Polygone statt Dreiecke oder zu Dreiecken gewandelter Rechtecke. Auch die Behandlung von Lichtern, Materialien und Kameras soll verbessert worden sein. Exportierte FBX- und OBJ-Dateien können jetzt aufgeteilte Vertex-Normalen enthalten, wodurch 3D-Objekte scharfe Kanten enthalten können, ohne dass die Form an dieser Stelle zerteilt werden muss.

Neben zahlreichen weiteren Detail- und Interface-Verbesserungen haben die Entwickler nach eigenen Angaben mehr als 270 Programmfehler gegenüber der Vorversion behoben. Blender läuft unter Windows, Mac OS X und Linux und steht in Version 2.69 zum Download bereit.

Siehe dazu auch:

  • Blender im heise Software-Verzeichnis

(pek)