Muxtape streamt nicht mehr

"Vorübergehend" geschlossen hat der Streaming-Anbieter Muxtape, um Ärger mit der Musikindustrie beizulegen. Zu den Hintergründen will sich das Unternehmen offenbar nicht äußern.

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Das letzte Band hat vorerst der US-Anbieter Muxtape abgespielt. Die Website, auf der Nutzer verschiedene Musikstücke hochladen und zu "Tapes" mit je zwölf Songs zusammenstellen konnten, ist seit dem vergangenen Wochenende offline. Allerdings nur "für kurze Zeit", wie es auf der Homepage noch heißt, bis "ein Problem mit der RIAA" gelöst ist. RIAA steht für Recording Industry Association of America; der schlagkräftige Verband der US-Musikindustrie versteht in Sachen Internet keinen Spaß.

Dass ein Angebot wie Muxtape ins Visier der Musikindustrie gerät, dürfte niemanden wirklich überraschen. Streng genommen erlaubte Muxtape zwar nur das Streamen der zusammengestellten Mixtapes, mit ein paar Kniffen ließen sich auch einzelne Songs abspeichern. Auch für Streaming von Musikstücken brauche der Anbieter eine Genehmigung der Rechteinhaber, erklärte dazu ein Sprecher der RIAA gegenüber dem US-Magazin Portfolio. Was genau dazu führte, dass Muxtape jetzt keine Bänder mehr abspielt, ist jedoch unklar.

Doch aus heiterem Himmel kommt die Schließung offenbar nicht. Bereits einige Monate habe die RIAA mit Muxtape über ihre Bedenken gesprochen und nach Möglichkeiten gesucht, "illegale Inhalte" zu entfernen. Das ist die Version der RIAA. Muxtape-Gründer Justin Ouellette gibt seine Sicht nicht zum Besten, er beantwortet derzeit keine Fragen der Presse. Zum Start im Frühjahr war er noch zuversichtlich. "Große und kleine Labels" seien sehr interessiert an Muxtape, sagte Oulette im vergangenen April in einem Wired-Interview. "Ich habe derzeit mehr mit Anfragen von Künstlern und Labels zu tun, die ihre Musik auf Muxtape bringen wollen, und nicht herunternehmen".

Zwar schätzen Experten wie der EFF-Anwalt Fred von Lohmann, dass Muxtape rechtlich eine gute Postion hat, weil es ähnlich wie YouTube unter die "Safe Harbor"-Regel des US-Copyrights falle. Das Unternehmen könne als Plattformanbieter nicht für von Nutzern hochgeladene Inhalte verantwortlich gemacht werden, von denen es keine Kenntnis habe. Allerdings würde dann für Muxtape auch gelten, dass Inhalte auf Hinweis der Rechteinhaber entfernt werden müssten. In den Gesprächen mit der RIAA ist es nach Verbandsangaben auch darum gegangen. Vielleicht, meint Lohman gegenüber dem Rolling Stone, hätte Muxtape nicht das Geld für einen Prozess, der schon mal zwei bis drei Millionen US-Dollar kosten könne.

Über finanzielle Engpässe anderer Art spekulieren die Silicon-Valley-Insider des Branchen-Tratschblogs Valleywag. Muxtape seien schlicht die Hosting-Kosten über den Kopf gewachsen, rechnet das Blog unter Berufung auf eine angebliche Kostenaufstellung vor. Angesichts der wachsenden Popularität des Dienstes und eines nicht wirklich sichtbaren Geschäftsmodells sind solche Spekulationen nicht völlig von der Hand zu weisen. Eine Anfrage dazu hat Oulette nicht beantwortet. (vbr)