Für alle und jeden

Nicht immer muss es Facebook sein. Wer spezifische Interessen mit anderen teilen will, findet Gleichgesinnte in sozialen Netzwerken zu bestimmten Themen – seien es Hundefreunde oder Karaoke-Fans.

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Von
  • Diane Sieger
Inhaltsverzeichnis

Beim Thema soziale Netzwerke denkt man zunächst an Facebook, Twitter, YouTube und Foursquare. Doch dort endet die Welt der Vernetzung noch lange nicht, es gibt viele weitere Angebote, insbesondere im Bereich der Nischen-Interessen, die den Austausch mit Gleichgesinnten nicht nur vom Rechner aus, sondern auch auf mobilen Geräten ermöglichen.

Da wäre zum Beispiel Hundefreigang, das ultimative Netzwerk für Hundebesitzer. Es strebt an, Deutschlands stärkste Community für diese Interessengruppe zu werden. Hierbei helfen Features wie eine Liste aller Tierärzte in der Nähe des aktuellen Aufenthaltsorts, ausgewiesene Hundewiesen sowie Warnungen vor ausgelegten Giftködern oder patrouillierenden Mitarbeitern des Ordnungsamtes auf der Suche nach nicht angeleinten Vierbeinern.

Zusätzlich kann man mit anderen Hundehaltern in der Nähe, die auf einer Umgebungskarte angezeigt werden, per Chat kommunizieren. Diese Gemeinde lebt natürlich von der Partizipation ihrer Mitglieder – nur wo Hundehalter auch bereit sind, Giftköder zu markieren oder Ordnungsbeamte zu melden, entsteht daraus ein Nutzen für die Gemeinschaft.

Hundefreigang gibt es bereits seit einigen Monaten zum Preis von 1,79 Euro für iOS, die Android-App zum gleichen Preis ist soeben erst erschienen und läuft offensichtlich nicht auf allen Geräten (gut auf einem Samsung Galaxy Nexus 4.21, gar nicht auf einem HTC Nexus One, Absturz auf einem ASUS Nexus 7).

Auch Eltern kleinerer Kinder finden ein passendes Netzwerk mit zugehöriger mobiler Anwendung. BabyPlaces zeigt kinderfreundliche Orte in der Nähe, abgestimmt auf die besonderen Bedürfnisse von Mama, Papa (oder anderem Betreuer) und Mini-Menschen. Die App hilft bei der Suche nach Wickel- und Spielplätzen, kinderfreundlichen Cafés und Restaurants, Apotheken und Kinderärzten sowie vielen weiteren Orten, die man mit dem Nachwuchs regelmäßig aufsucht.

Für alle aufgeführten Orte kann man Bewertungen und Kommentare anderer Eltern anschauen sowie die eigene Meinung beisteuern. Hat man einen Ort gefunden, den man besuchen möchte, bietet die App an, direkt dort anzurufen, um beispielsweise Öffnungszeiten zu erfragen oder eine Reservierung vorzunehmen. Bei Bedarf zeigt sie auch den kürzesten Weg dorthin an, und wer möchte, kann den Ort auf Facebook mit anderen teilen. BabyPlaces ist kostenlos, sowohl für iOS als auch für Android.

Freunden des gegorenen Gerstensafts sei an dieser Stelle das ebenfalls kostenlose Untappd empfohlen. Hierbei handelt es sich um die ultimative Biertrinker-Community für die Hosentasche. Mit der App kann man nicht nur neue Biersorten und Kneipen in der Nähe entdecken, sie hilft außerdem dabei, die eigenen Freunde aufzuspüren, sollten sie gerade in irgendeiner Bar versackt sein.

Einer der Hauptvorteile der Anwendung liegt jedoch in den personalisierten Empfehlungen: Auf der Grundlage abgegebener Beurteilungen bereits getrunkener Biere und dem persönlichen Geschmack der Freunde schlägt Untappd neue Sorten zum Ausprobieren vor. Bewertungen, Kritiken und Fotos können die Anwender nicht nur innerhalb der App teilen, sondern auch bei Twitter, Facebook und Foursquare posten.

Um eine langfristige Bindung des Nutzers an die App zu fördern, bieten die Untappd-Entwickler den Bierliebhabern die Möglichkeit, Badges zu verdienen. Manche dieser Plaketten – etwa „Newbie“ für das erste Bier oder „Six Pack“ dafür, sechsmal hintereinander dasselbe Bier getrunken zu haben – sind sicherlich eher leicht zu erwerben. Solche für „Down Under“ (zehn Biere aus Australien) oder gar „Legendary“ (500 verschiedene Gebräue) erweisen sich da schon eher als Herausforderung. Untappd ist plattform- und betriebssystemübergreifend. Erhältlich ist die Anwendung für iOS-Geräte, für Android und für Windows Phone (die Windows Phone-Version wurde für diesen Artikel nicht getestet).

Nicht jedem liegt jedoch die ausgiebige Kneipentour, manch einer kuschelt sich lieber mit einem guten Buch auf die Couch, statt sich an exotischen Bieren zu erfreuen. Für Leseratten gibt es Goodreads, die Online-Community für alle, die Bücher lieben und ihre Vorlieben mit der Welt teilen möchten. Die Plattform erlaubt einfaches Katalogisieren der eigenen Büchersammlung via integriertem Barcode-Scanner sowie das Erstellen von Listen, um den Überblick zu behalten, welche Werke man schon gelesen hat, oder plant, in nächster Zeit zu lesen.

Man kann Bücher mögen, bewerten oder kommentieren sowie sich in den virtuellen Bücherregalen der Freunde umsehen. Anhand der eigenen Beurteilungen und Interaktionen mit Freunden lernt das System, zielgenaue Empfehlungen für das nächste zu lesende Buch zu geben. Nie war es so einfach, auf den eigenen Geschmack abgestimmte Bücher zu finden. Goodreads gibt es sowohl für iOS- als auch für Android-Geräte.

Doch nicht nur zahlenmäßig große Gemeinden wie Hundehalter, Eltern, Biertrinker oder Leseratten finden auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene mobil erreichbare Netzwerke. Auch Nischen-Communities können sich unterwegs austauschen. Amateur- und Hobby-Gitarristen beispielsweise finden dank Riffer zu Gleichgesinnten. Die App bietet die Möglichkeit, Ausschnitte eigener Kompositionen aufzunehmen und der Gemeinde zum Anhören, Mögen oder Kommentieren zur Verfügung zu stellen. Zusätzlich können die Soundbites via Twitter, Facebook und E-Mail geteilt werden. Auf einer Landkarte lassen sich Gitarrenspieler in der Nähe des eigenen Wohnortes oder in anderen Teilen der Welt ausfindig machen. Hat man seine Lieblingsspieler identifiziert, verpasst man dank personalisierbarem Feed keinen ihrer Uploads mehr.

Riffer ist eine kostenlose Anwendung mit relativ unauffälligen Werbeeinblendungen. Sollten sie dennoch als störend empfunden werden, kann man sie zum Preis von 0,89 Euro entfernen. Ein weiterer In-App-Kauf verlängert die Zeit für eigene Musikaufnahmen von 15 Sekunden auf eine Minute. Eine gelungene App, mit der sich Gitarristen rund um den Globus gegenseitig in ihrem Hobby bestärken können.

Wer nicht Gitarre spielen kann, jedoch eine gute Stimme hat, sollte einen Blick auf RedKaraoke werfen. Hierbei handelt es sich tatsächlich um eine Karaokemaschine für unterwegs. Die Sammlung umfasst ein breites Spektrum vom Oldie bis zum modernen Pop- und Rock-Song, selbst eine Reihe deutscher Lieder wie Stücke von Marlene Dietrich, Nena und den Toten Hosen stehen zur Verfügung. Ist der Song ausgewählt, überträgt die App Musik und Text aufs Mobiltelefon, und es kann munter mitgesungen werden. Nach gelungener Aufnahme kann der Nutzer entscheiden, ob er das Video der RedKaraoke-Gemeinde zum Kritisieren zur Verfügung stellen möchte.

Der Download der App für iOS-Geräte, Android (Absturz auf einem ASUS Nexus 7) und Windows Phone (ungetestet) ist zunächst kostenlos. Jedoch beinhaltet die kostenlose Mitgliedschaft bei RedKaraoke nur eine sehr limitierte Auswahl von Songs, die man singen und aufnehmen kann. Wer auf das gesamte Spektrum der Musikstücke zugreifen möchte, muss sich ein VIP-Abonnement gönnen. Zugriff auf den Gesamtkatalog mit all seinen Songs gewährt die App zum Preis von 1,79 Euro für eine Woche, 4,49 Euro für einen Monat und stolze 39,99 Euro für ein Jahr.

Nicht bei allen sozialen Netzwerken steht der Mensch im Mittelpunkt, manchmal dreht sich auch alles rund ums Haustier. „Johnny the Beagle“ – kurz „JtB“ – stellt Hunde, Katzen und Kleintiere in den Mittelpunkt. Der Name ist Programm: Tatsächlich ist der Protagonist des Foto-Feed ein Beagle namens Johnny. Die Anwendung wirkt wie ein Hobbyprojekt seines Herrchens und kann nicht viel mehr als der sehr kleinen Gemeinde von Haustierbesitzern, die diese App bereits nutzen, ein Forum zum Foto-Upload bieten.

Aber gerade das macht sie charmant: Zwischen all den Bildern von Johnny im Bett, im Park oder beim Spielen tauchen gelegentlich Fotos anderer Hunde und manchmal auch Katzen auf. Nett gemacht und genau das, was die Anwendungsbeschreibung verspricht: eine Plattform, auf die Gleichgesinnte kostenlos Fotos ihrer Lieblinge hochladen und kommentieren können. „Johnny the Beagle“ gibt es gratis im iTunes Store. (ka)