Ă–sterreich: LTE-Frequenzauktion bringt Milliardeneinnahmen
Nach einem äußerst komplizierten Auktionsverfahren werden in Österreich die Frequenzen für LTE-Mobilfunknetze versteigert -- und zwar streng geheim.
Seit dem 9. September läuft in Österreich eine große Versteigerung von Mobilfunk-Frequenzrechten. Während manche Länder ihre Auktionen sogar im Fernsehen übertragen, wird in Österreich strengste Geheimhaltung geübt. Nur das Mindestgebot von 526 Millionen Euro wurde seitens der Regulierungsbehörde RTR bestätigt. Doch schon der Termin des Auktionsbeginns war geheim. Auch die Zahl der Mitbieter und Zwischenstände werden nicht verraten. Aufgrund der langen Dauer der Auktion ist aber sicher, dass es teurer wird als bei der Versteigerung der UMTS-Frequenzen anno 2000. Allerdings ist auch das zur Vergabe anstehende Frequenzspektrum fast doppelt so groß.
Es ist sowohl verboten, zu sagen, dass man an dem Vergabeverfahren teilnimmt, als auch, dass man nicht teilnimmt. Als Sanktion droht ironischerweise der Ausschluss vom Verfahren. Da keiner der drei österreichischen Mobilfunk-Netzbetreiber sich geäußert hat, kann man davon ausgehen, dass alle drei den Ausschluss fürchten – also bieten sie wohl mit.
Zur Versteigerung gelangen Frequenzrechte in den Bereichen 800 MHz (LTE-Band 20), 900 MHz (8) und 1800 MHz (3). Insgesamt geht es um 140 MHz Spektrum für den Upload und ebensoviel für den Download. Der Bereich um 800 MHz ist durch die Abschaltung analoger TV-Sender frei geworden. Von den sechs 2x5-MHz-Blöcken sind zwei für einen potenziellen Neueinsteiger reserviert. Ob sich dafür ein Interessent gefunden hat, ist nicht bekannt. Der österreichische Markt ist für niedrige Endkundenpreise bekannt, Investitionen in ein neues Netz dürften nur schwer zurückzuverdienen sein.
Die 900er- und 1800er-Frequenzen werden derzeit noch fĂĽr GSM genutzt. Die hier bestehenden Frequenzrechte haben unterschiedliche Ablaufdaten, jeweils zum Ende der Jahre 2015, 2017 und 2019. Eine frĂĽhere Nutzung fĂĽr LTE wird aber angestrebt. Die Details sollen vier bis sechs Monate nach Ende der laufenden Auktion festgelegt werden.
Das Versteigerungsmodell heißt "kombinatorische Clockauktion" und ist extrem kompliziert – Interessenten seien auf die 54-seitige PDF-Datei "Ausschreibungsunterlage ohne Anhänge" verwiesen. Im Zentrum steht dabei die "Gesamtbetragsmaximierung".
In der ersten Phase waren nur Neueinsteiger für das 800-MHz-Spektrum zugelassen, das Mindestgebot betrug 45,6 Millionen Euro. In der zweiten Phase wurden zuerst die 1800er-Frequenzrechte und anher die 900er- und (verbleibenden) 800er-Rechte versteigert. Vor jedem Gebotsschritt legt der Auktionsleiter neu fest, wie stark das Gebot zu erhöhen sei. Es sollen Erhöhungen von ein bis fünf Prozent pro Schritt gewesen sein, drei bis viermal pro Tag. Bei jedem Schritt musste jeder Teilnehmer Gebote für mehrere Kombinationen abgeben, so dass in Summe tausende Gebote abgegeben wurden.
Daraus kann man abschätzen, dass die Gebotssumme den Milliardenbereich locker erreicht haben muss. Die Tageszeitung Kurier meldete diese Woche eine Gesamtsumme von etwa zwei Milliarden Euro nach zirka 70 Runden. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 gingen die UMTS-Frequenzen für umgerechnet 832 Millionen Euro über den Auktionstisch. Damals hatten sechs Unternehmen Lizenzen erworben (insgesamt 60 MHz gepaartes und 25 MHz ungepaartes Spektrum). Nur drei dieser Firmen sind heute noch am österreichischen Markt aktiv: A1 (Telekom Austria), T-Mobile (Deutsche Telekom) und Drei (Hutchison Whampoa).
Inzwischen dürfte feststehen, welcher Netzbetreiber wie viele LTE-Frequenzen erhält. Für kommende Woche ist wohl die dritte Phase angesetzt, in der darum geeifert wird, welche Frequenzen genau welchem Unternehmen zugeordnet werden. Am Ende wird nicht das Höchstgebot, sondern, vereinfacht gesagt, eine Kombination aus zweithöchsten Werten zu zahlen sein. Der Erlös fließt der Republik Österreich zu. (it)