Neue Internet-Adresszonen kommen nicht vor 2010

Im zweiten Entwurf für die Bewerberregeln hat die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers einige Korrekturen vorgenommen, einige Grundsatzfragen aber noch ausgespart.

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Von
  • Monika Ermert

Die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) veröffentlicht heute die zweite Ausgabe der heiß diskutierten Bewerberregeln für neue Adresszonen (gTLDs) im Netz. Paul Levins, Vizepräsident der privaten Netzverwaltung, sagte gegenüber heise online, die ICANN rechne mit dem Start des Verfahrens nicht vor Dezember 2009. Dem jetzt vorgelegten zweiten Entwurf werde mindestens noch ein weiterer folgen, da noch gemeinsam mit Interessengruppen grundsätzliche Probleme zu lösen seien.

Die ICANN hat für das Dokument die zahlreichen Kommentare zum ersten Entwurf der Bewerberrichtlinien analysiert. Sie hat Korrekturen vorgenommen bei den Themen gleichzeitiger Betrieb von Registry-Registrar, bei der Höhe der Gebühren und bei von den Regierungen gewünschten Klarstellungen im Bereich geographische und regionale Adresszonen. Zurückgestellt hat sie die Themen Sicherheit und Stabilität, Missbrauch durch neue Adresszonen, Markenschutz und wirtschaftliche Effekte der Erweiterung des Namensraums, zu denen noch einvernehmliche Antworten der Interessengruppen fehlen. Auf gTLD-Konferenzen will die ICANN die Grundsatzfragen vertiefen. Zudem sind Konferenzen mit Markenrechtsexperten bei der World Intellectual Property Organisation (WIPO) in Genf und bei der International Trademark Association (INTA) geplant.

Die ICAN hat deutlich gemacht, dass die Zustimmung der jeweiligen öffentlichen Stelle bei regionalen Adresszonen nicht auf Begriffe in der jeweiligen Landessprache beschränkt sei, erläutert Levins. Gleich ob .deutschland oder .germany, die Bundesregierung hätte da ein Wörtchen mitzureden. Allerdings will die Netzverwaltung entgegen dem Wunsch mancher Regierungen auch daran festhalten, die ebenfalls geplanten nicht-englischen Länderadresszonen, gleichzeitig mit den gTLD-Zonen einzuführen.

Bei den von manchen ICANN-Kritikern gefürchteten Einspruchsmöglichkeiten auf Grund unmoralischer oder sittenwidriger TLD-Vorschläge habe die ICANN lediglich Änderungen in den "Formulierungen" vorgenommen. "Darauf verzichten können wir nicht", sagte Levins. Diese Einspruchsverfahren sehen Kritiker als einen möglichen Hebel für Zensurbestrebungen.

Bei den jährlich fälligen Zahlungen der neuen Registries an die ICANN kam die Netzverwaltung Kritikern entgegen: statt 75.000 Dollar soll nun nur noch ein Betrag von 25.000 anfallen. Für Registries, die mehr als 50.000 Domains haben, will die private Netzverwaltung zusätzlich 25 Cent pro Domain, beziehungsweise Domaintransaktion pro Jahr erheben. Nicht verändert hat die ICANN die fixe Bewerbungsgebühr, sie beträgt weiterhin 185.000 Dollar. Levins sagte, damit würden die Kosten für die Bewerbungen gedeckt. Auch auf die von manchen kritisierte Auktionen für die Vergabe mehrfach beantragter Domains will die ICANN nicht verzichten. Die Erlöse sollen über eine Stiftung den Internetnutzern zugute kommen.

Mit Blick auf die Stabilität und Robustheit des Domain Name System gibt die ICANN eine Untersuchung darüber in Auftrag, welche Effekte die parallele Einführung von IPv6, dem Sicherheitsprotokoll DNS Security Extensions, der neuen TLDs, darunter auch nicht-englischer Adresszonen haben wird. Zwei ICANN-Komitees – das für die Rootserver zuständige und das für DNS-Sicherheit – sollen erörtern, ob das DNS all das zugleich verkraften kann. (Monika Ermert) / (anw)