Yahoo wegen Geheimhaltung von User-Daten verklagt
Yahoo weigert sich Benutzerdaten weiterzugeben und soll nun Schadenersatz zahlen.
Die Firma Universal Image, Hersteller von Videos fĂĽr Internet-Broadcasts, hat Yahoo auf insgesamt 4 Milliarden US-Dollar Schadensersatz verklagt. Der Vorwurf: Yahoo habe nicht wie vereinbart die Benutzerdaten seines Dienstes broadcast.com an Universal Image geliefert.
Die Verträge zwischen broadcast.com und Universal Image sehen vor, dass die Firma im Austausch für Videos die Registrierungdaten der Benutzer von broadcast.com erhält. Nach der Übernahme des Anbieters von Streaming Video und Audio durch Yahoo im April habe der Portal-Betreiber nicht nur einige der von Universal Image gelieferten Videos von seiner Internet-Seite verbannt, sondern auch weit weniger User-Daten als zuvor geliefert.
Den Hintergrund des Rechtsstreits beschreibt Larry Friedman, Anwalt von Universal Image, mit deutlichen Worten: "Diese Daten sind die Internet-Währung." Yahoo habe broadcast.com allein deswegen gekauft, um die Benutzerdaten zu erhalten -- der Dienst sei bei der Übernahme schließlich nicht profitabel gewesen. "Dieser Fall hat enorme Auswirkungen. Die Klage bringt neue Aspekte ans Tageslicht, die mit der Nutzung, dem Besitz, der Kontrolle, der Verwaltung und dem Verkauf privater Informationen zu tun haben, die an Unternehmen über das Internet weitergegeben werden", fügte Friedman hinzu. Deshalb habe Universal Image auch weitere Maßnahmen vom Gericht verlangt, da Yahoo auf eine einstweilige Verfügung des Richters nicht reagiert habe, nach der die Bestimmungen von broadcast.com zum Umgang mit User-Daten nicht mehr veröffentlicht werden dürfen.
Bislang ist es die Politik von Yahoo, dass die Nutzer des Broadcast-Dienstes Einfluss darauf nehmen können, was mit ihren Daten geschieht. So heißt es in der Privacy Policy von broadcast.com beispielsweise: "Yahoo Broadcast verkauft oder vermietet keine User-Informationen an Dritte. Wir werden Sie zum Zeitpunkt der Sammlung von Daten oder ihrer Übertragung darüber informieren, ob Ihre Daten an Dritte weitergegeben werden. Sie haben immer die Möglichkeit, die Weitergabe nicht zu erlauben."
Diese Bestimmungen würden außer Kraft gesetzt, wenn Universal Image mit der Klage gegen Yahoo Erfolg hätte -- und kein Surfer könnte mehr sicher sein, dass seine privaten Daten nicht ohne Kontrolle weitergegeben würden. Denn Universal Image scheint vor allem ein Interesse an den Daten von broadcast.com zu haben: Sie weiter zu verkaufen oder als Marketing-Instrument zu benutzen. Die Einschätzung der Rechtsanwälte, User-Daten seien das eigentlich Interessante für Internet-Anbieter, dürfte ins Schwarze treffen: Viele Dienste, die für den Surfer kostenlos sind, stehen schon lange unter dem Verdacht, sich neben Banner-Werbung vor allem durch den Verkauf von Kundendaten zu finanzieren. Insofern trägt der Rechtsstreit zwischen Yahoo und Universal Image vielleicht zur Klärung der Lage bei. (jk)