Gas statt Treiböl: Borkum-Fähre wird umgerüstet

Als erste Fähre europaweit wird die MS "Ostfriesland" auf Flüssiggasbetrieb umgestellt. Ab Mitte 2014 soll sie wieder zwischen Emden und Borkum fahren

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  • Florian Pillau

Von heute an wird die Borkum-Fähre MS „Ostfriesland“ auf der Bremer Werft Brenn- und Verformtechnik (BVT) auf Erdgasbetrieb umgerüstet, wie die Reederei AG Ems am Freitag in Emden mitteilte. Zum Umbaustart hat sich Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) angekündigt. Im Juni nächsten Jahres soll das Schiff den Angaben zufolge als europaweit erste mit Erdgas betriebene Fähre zwischen Emden und der Nordsee-Insel Borkum verkehren.

Die MS Ostfriesland nach der geplanten Verlängerung

Eingebaut wird ein Diesel-Gas-Elektrischer (Dual Fuel) Antrieb der Firma Wärtsilä Ship Power mit 360° drehbaren Pods der Firma Schottel. Letzteres sind zwei elektrisch angetriebene Doppel-Propelleranlagen, welche die Manövrierfähigkeit erhöhen und durch die Maschine mit Energie versorgt werden. „Wir setzen damit neue Maßstäbe im Bereich der Umweltfreundlichkeit“, erklärt Claus Hirsch, Technischer Inspektor der AG „EMS“. „Die Grenzwerte, die ab 2016 gelten, werden damit deutlich unterschritten und der Blaue Engel als Gütezeichen ist uns sicher“. Neben den Umweltaspekten sieht Hirsch auch die Verringerung des Energiebedarfes bei gleichzeitiger Fahrzeitverkürzung als großen Vorteil: „Wir gehen von einer Reduktion der Fahrzeit von mehr als zehn Prozent aus und das bei einer Verringerung des Verbrauchs“.

„Die BVT überzeugte uns durch ihr unerwartetes Konzept, ein komplett neues Achterschiff zu bauen“, begründet Dr. Bernhard Brons, Vorstand der AG „EMS“, die Entscheidung. Bereits seit zwei Jahren beschäftigt sich die Reederei intensiv mit dem Einsatz von LNG (Liquefied Natural Gas) zum Antrieb ihrer Fähren u.a. im Projekt Maritime Technologien und Innovationen – Modellregion Deutschland/Niederlande (MariTIM). Um den größeren Tank unterbringen zu können, hat sich BVT für einen Neubau des Achterschiffes entschieden: „So können wir den Anforderungen der Technik besser entsprechen“, erklärt Thorsten Rönner, einer der beiden Geschäftsführer der BVT.

Mit dem Erdgasantrieb wird nach Unternehmensangaben der Ausstoß von Kohlendioxid um 20 Prozent, der von Stick- und Schwefeloxiden um mehr als 90 Prozent reduziert. Feinstaub entsteht nicht mehr. Die verbesserte Umweltbilanz sei vor allem wegen des Einsatzes der Fähre im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer wichtig. Der Nationalpark wurde von der UNESCO als Weltnaturerbe ausgezeichnet.

Die Reederei investiert rund 13 Millionen Euro in den Umbau. Die Auto- und Passagierfähre erhält ein neues Heck, um für die innovative Technik genügend Platz zu haben. Die Fähre wird damit um 15 Meter länger, das Sonnendeck für die Passagiere vergrößert sich.

Der Bau der Sektionen soll Mitte Januar 2014 abgeschlossen sein, um im April die Dockung des Fährschiffes vorzunehmen. Die Auslieferung des Neu-Umbaus ist für Juni 2014 geplant. Dann wird MS „Ostfriesland“ als erstes Deutsch-flaggiges Schiff und mit LNG angetriebenes Seeschiff den täglichen Versorgungsverkehr zur Insel Borkum wieder aufnehmen.

(mit Material der dpa) (fpi)