Telekom Austria bremst Kundenschwund im Festnetz
In den letzten zwei Monaten des Jahres 2008 konnte Telekom Austria mehr Anschlüsse neu verlegen als gekündigt wurden. Der Zuwachs von insgesamt 2610 Zugangsleitungen bleibt jedoch bescheiden.
Seit zehn Jahren ist die Zahl der Festnetzanschlüsse der Telekom Austria (TA) rückläufig. Wurden Ende 1998 noch 4 Millionen Zugangsleitungen gezählt, waren es Ende 2008 nur noch 2,3 Millionen. Trotzdem hat der seit Jahresanfang amtierende neue TA-Festnetzchef Hannes Ametsreiter Grund zu verhaltener Freude: Durch das umstrittene Kombipaket aus Telefonanschluss, Breitbandinternet-Flatrate und Mobilfunk-SIM-Karten ab 20 Euro monatlich konnte der Ex-Monopolist den Kundenschwund bremsen. In den letzten zwei Monaten des Jahres 2008 konnten sogar mehr Anschlüsse neu verlegt werden als gekündigt wurden. Der Zuwachs von insgesamt 2610 Zugangsleitungen bleibt jedoch bescheiden.
Ametsreiter weiß, dass das keine anhaltende Trendwende darstellt. Für das Gesamtjahr 2008 bleibt ein Minus von 97.600, was aber deutlich besser ist als die minus 224.500 aus dem Jahr 2007. Vor allem österreichische Privathaushalte verzichten aufs Festnetz und telefonieren nur noch mobil. Daher laufen in dem Land bereits drei Viertel aller Gesprächsminuten über Mobilfunknetze. In Deutschland und der Schweiz sind es nach TA-Angaben nur 30 bis 50 Prozent.
Im österreichischen Festnetz werden die telefonierten Minuten ebenso weiterhin zurückgehen wie die Umsätze. "Die Chance, die wir haben, ist, dass ein Kunde, der bleibt, zusätzliche Dienste nutzt", übte sich der Manager am Donnerstag in Zweckoptimismus. "Die Videothek ist ein Beispiel dafür." 112.000 Videos seien im Dezember aus dem Video-on-Demand-Angebot der TA genutzt worden. Damit sei das Unternehmen die größte Videothek Österreichs, so Ametsreiter.
Bis Ende 2008 haben sich gut eine halbe Million TA-Kunden für ein Kombipaket entschieden. Knapp 64.000 nutzen das IP-TV-Angebot und etwa 10.000 eine Alarmanlage der TA. Fast 200.000 Kunden haben eine der SIM-Karten für Sprachdienste aktiviert und gut 21.000 Kunden einen mobilen Breitbandanschluss mit 500 MByte monatlichem Datenguthaben bei der TA gekauft. Durch diese und weitere Zusatzdienste sollen die TA-Kunden gehalten und zu höheren Ausgaben animiert werden. Während der Durchschnittsnettoumsatz je Kunde und Monat (ARPU) eines reinen Sprachtelefoniekunden bei etwa 20 Euro liegt, sind es bei Kombipaket-Anschlüssen über 30 Euro.
Trotz der Erfolge des TA-Kombipakets gewinnen die Mobilfunker weiterhin Marktanteile. Noch in diesem Jahr wird die Zahl der mobilen Breitbandanschlüsse die Menge der DSL-Leitungen übertreffen. Dennoch gibt Ametsreiter eine neue Parole für das Festnetz aus: "Wir wollen wachsen, und zwar langfristig." Es gelte, aus einem schrumpfenden Markt herauszukommen und den Kundenschwund zu bremsen. Entsprechend soll das am 20. Januar auslaufende Kombipaket einige Wochen später neu aufgelegt werden. Außerdem sollen Geschäftskunden ähnliche Angebote gemacht werden. (Daniel AJ Sokolov) / (anw)