Big Brother für den Mars

Ab Ende März proben sechs Teilnehmer in einem Moskauer Forschungsinstitut für eine zukünftige Mars-Mission – möglicherweise ist auch ein Deutscher dabei.

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Von
  • gob
  • Gordon Bolduan

Ab Ende März proben sechs Teilnehmer in einem Moskauer Forschungsinstitut für eine zukünftige Mars-Mission – möglicherweise ist auch der Deutsche Oliver Knickel mit dabei, berichtet Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe 03/2009 (ab heute am Kiosk oder portokostenfrei online zu bestellen).

Mit der ersten Mission zum Roten Planeten ist zwar frühestens in dreißig Jahren zu rechnen. Doch trotz des weiten Zeithorizonts wollen die Wissenschaftler der ESA und des russischen Instituts für Biomedizinische Probleme (IBMP) jetzt schon herausfinden, wie gut Mars-Astronauten die Trennung von Familie, Freunden und Kollegen körperlich und psychisch vertragen und miteinander auskommen. Ähnlich wie bei dem TV-Format Big Brother soll sich daher Komponente Mensch 105 Tage in einer isolierten Raumstation in Moskau bewähren.

Knickel, gelernter Maschinenbau-Ingenieur und Fallschirmjäger, wurde dazu zusammen mit drei Franzosen aus 5680 Bewerbern ausgewählt. Doch nur zwei der vier europäischen Kandidaten werden mit vier russischen Besatzungsmitgliedern in die Station einziehen.

Allein zu sein macht Knickel nach eigenen Angaben nichts aus, sich eine Toilette mit fünf anderen zu teilen auch nicht. In der Station wird es allerdings auch keine Dusche geben. Der einzige Luxus besteht in einer kleinen Sauna. „Das ist wirklich wie in einem U-Boot“, berichtet der Hauptmann, der die Station bereits letztes Jahr besichtigt hat. Die Raumschiff-Attrappe besteht aus vier Metalltanks, die nur durch enge Röhren verbunden sind. Eines der vier Module beherbergt den Hauptkontrollraum und die sechs engen, nur drei Quadratmeter großen Einzelkajüten.

Ähnlich wie echte Astronauten sollen die Teilnehmer während der Reise auch Experimente durchführen. Bei diesen medizinischen Tests stehen neben der Psyche auch der Stoffwechsel und das Immunsystem der Teilnehmer im Blickpunkt. Dabei geht es nicht nur um Fragen, wie sich zum Beispiel die missionsbedingten Faktoren wie Eingeschlossensein und Stress auf die Schlafqualität auswirken. Die Isolation bietet auch ideale Bedingungen für allgemeine medizinische Fragen, die sonst schwer zu untersuchen sind. So bekommen die Versuchsteilnehmer definierte Salzmengen in ihrem Essen, um den Einfluss auf ihren Wasser- und Salzhaushalt sowie ihren Blutdruck untersuchen zu können. (Veronika Szenpetery ) / (gob)