70.000 Formulare für die GEMA

Für jedes der über 70.000 Samples in einem sehr kurzen Musikstück will ein Künstler eine korrekte GEMA-Anmeldung einreichen. Die nötigen Papier werden mit dem Lastwagen zur Verwertungsgesellschaft gefahren.

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Von
  • Paula Grüneberg

Der Komponist Johannes Kreidler plant, jedes der 70.200 Samples in einem von ihm komponierten, nur 33 Sekunden kurzen Stück bei der Verwertungsgesellschaft GEMA anzumelden. Die über 70.000 Formulare, die dafür nötig sind, will er öffentlichkeitswirksam am 12. September 2008 bei der GEMA-Generaldirektion in Berlin vorlegen. Mit der von ihm "Product Placements" getauften Aktion will der Künstler gegen zu enge Bestimmungen im Urheberrecht protestieren.

Kreidler ist Komponist der Neuen Musik, sein Schaffen ist stark elektronisch geprägt. Für seine Kompositionen nutzt er Samples aus anderen Stücken. Diese Zitate anderer Werke sind bei der GEMA melde- und teils auch lizenzpflichtig. Kreidler spricht sich in einem Essay gegen diese Regelung aus: "Es darf nicht sein, dass für kleinste Klänge Lizenzen gekauft werden müss(t)en, die monatelange Arbeitsleistung eines jungen Komponisten aber in keinem Verhältnis zur GEMA-Ausschüttung steht." Er bezeichnet das Kopieren fremder Stücke als "Kulturtechnik". Für ihn steigert sich dadurch die Qualität neuer Musikstücke.

Eine Sprecherin erklärte, die GEMA werde in den nächsten Tagen eine Stellungnahme zu Kreidlers Aktion veröffentlichen. Vorerst sehe man keinen Grund, den Künstler in der Ausübung seines Schaffens zu behindern.

Siehe dazu auch in Telepolis:

(Paula Grüneberg) / (vbr)