Comcast testet neue Internetbremse

Nachdem die US-Regulierungsbehörde dem Kabelnetzbetreiber die Behinderung einzelner Peer-2-Peer-Protokolle untersagte, weitet der Konzern nun Experimente für die Verlangsamung des kompletten Datenverkehrs von "Heavy Usern" aus.

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Von
  • Stefan Krempl

Der US-Kabelnetzbetreiber Comcast hat nach US-Medienberichten Experimente ausgeweitet, mit denen er in Stoßzeiten den kompletten Datenverkehr von "Heavy Usern" pauschal verlangsamen will. Die Geschwindigkeitsbegrenzung für einzelne Nutzer mit besonders hohem Bandbreitenkonsum soll dafür sorgen, dass die Netzkapazitäten des Breitbandanbieters insgesamt nicht über die Maßen beansprucht werden. Laut Comcast-Manager Mitch Bowling soll die Geschwindigkeit der betroffenen Surfer aber noch immer auf dem Niveau einer "wirklich guten" DSL-Verbindung liegen.

Die US-Regulierungsbehörde für den Telekommunikationssektor (FCC) hatte den größten Kabelnetzbetreiber in den USA Anfang August wegen der Behinderung eines Peer-2-Peer-Protokolls (P2P) im vergangenen Jahr abgemahnt. Die FCC sieht in dem Ausbremsen des Filesharing-Protokolls BitTorrent einen Verstoß gegen die Prinzipien der Netzneutralität. Ihren knapp 70-seitigen Beschluss (PDF-Datei) veröffentlichte die Behörde am Mittwoch. Kurz darauf kündigte Comcast die Einbeziehung von Gegenden in Pennsylvania, Colorado und Florida in die bisher auf Virginia begrenzten Experimente zum "Netzwerkmanagement" ein. Der Konzern betont dabei aber, nicht mehr einzelne Protokolle oder Applikationen, sondern den gesamten Bandbreitenverbrauch im Blick zu haben und somit den Auflagen der FCC Folge zu leisten.

In der Fläche ausgerollt werden soll das neue Bremsverfahren Ende des Jahres. Das System werde "dynamisch und in Echtzeit" bei sich abzeichnenden Verstopfungen im Netz die gerade am meisten Bandbreite beanspruchenden Nutzer ausmachen, heißt es bei dem Internetprovider. Deren Datenverkehr werde dann für Perioden zwischen zehn und 20 Minuten in der Priorität herabgestuft. Die prinzipiell eingestellte Verbindungsgeschwindigkeit bleibe gleich, nur die an die betroffenen Lastenverursacher geschickten und von ihnen abgehenden Datenpakete würden gebremst. Unklar ist noch, ob die "Heavy User" anhand ihrer Up- oder Downloads oder einer Kombination beider Verbindungsrichtungen bestimmt werden. Comcast baut parallel sein Netz aus und will bis Ende des Jahres etwa 20 Prozent der Nutzer über das bis zu 100 Mbit/s unterstützende Protokoll DOCSIS 3.0 anschließen. (Stefan Krempl) / (vbr)