Googles Straßenansichtsdienst missachtet Durchfahrtverbote

Recherchen einer US-amerikanischen Tageszeitung haben ergeben, dass Google für seinen Dienst Street View hunderte private Straßen mitsamt Durchfahrtverbotsschildern fotografiert und veröffentlicht hat.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 185 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Die Diskussion um den Schutz der Privatsphäre rund um Googles Straßenansichtsdienst Street View erhält in den USA weitere Nahrung. Offenbar halten sich die Pkw, auf denen spezielle Kameras für die Aufnahmen von Straßen angebracht sind, zumindest nicht immer an Schilder mit Durchfahrtverboten. Dies ist einem Bericht der im kalifornischen Santa Rosa erscheinenden Tageszeitung Press Democrat zu entnehmen. Eine Leserin wies darauf hin, dass eines der Spezialfahrzeuge einen Feldweg im Humboldt County befuhr und dabei auch ein Duchfahrtverbotschild fotografiert hat. Die Leserin wohnt an diesem Feldweg, ihr Wohnsitz wurde ebenfalls abgelichtet. Die Bilder sind über Googles Straßenansichtdienst im Internet zu sehen.

Im benachbarten Landkreis Sonoma County hätten die Google-Autos mehr als hundert private Straßen mit "No-Trespassing"-Schildern auch durch geöffnete Tore hindurch befahren – mitunter auch vorbei an bellenden Wachhunden – und fotografiert, haben Analysen der Tageszeitung ergeben. Oft seien private Straßen nicht ohne Weiteres von öffentlichen zu unterscheiden, doch sei aus den in Street View veröffentlichten Bildern zu entnehmen, dass die Google-Autos auch nichtbefestigte Wege entlanggefahren seien.

Google hat zumindest in diesen Landkreisen keine Auskunft über private Straßen eingeholt, das würde das Straßenansichtsprojekt zu sehr verzögern, sagte das Unternehmen laut der Zeitung. Auch wenn es sich selbst befugt sehe, private Straßen zu fotografieren, versuche es aber dies zu vermeiden. Im US-Bundesstaat Pennsylvania führte diese recht lapidare Richtlinie für die Lenker der Google-Autos bereits zu einem juristischen Streit. Dort klagt ein Ehepaar aus Pittsburgh auf Schadenersatz, weil sein Haus, das nach seinen Angaben an einer privaten Straße steht, fotografiert und in Street View gezeigt worden war. Google hat die Fotos mittlerweile aus seinem Dienst entfernt.

Auch in Deutschland hat Google bereits mit Straßenaufnahmen angefangen. Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz Peter Schaar sorgt sich vor diesem Hintergrund generell um die Privatsphäre der Einwohner. Schließlich könnten die Bilder aus dem Straßenansichtsdienst mühelos mit Satellitenfotos, Adressdatenbanken und weiteren personenbezogenen Daten verknüpft werden. So könnten Hausbesitzer beispielsweise mit Werbung für Renovierungen von Unternehmen konfrontiert werden, Kriminelle könnten interessante Objekte ausspähen. Auch könnten Googles Bilder für Bonitätsbewertungen herangezogen werden, die negative Konsequenzen bei der Kreditvergabe haben könnten. (anw)