Wikipedia: Neue DVD und Geldsorgen

Die neueste DVD-Ausgabe der freien Online-Enzyklopädie umfasst 600.000 Artikel und 400.000 Bilder - und die Wikipedia bekommt damit ein Platzproblem. Derweil bringt der Spendenaufruf der Wikimedia Foundation derzeit weniger Geld ein als benötigt.

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Von
  • Torsten Kleinz

Die neuste DVD-Ausgabe der deutschsprachigen Wikipedia steht ab dem heutigen Montag zum kostenlosen Download bereit. Die Wikimedia Foundation als Betreiber unter anderem der freien Online-Enzyklopädie hat unterdessen Geldsorgen: Der aktuelle Spendenaufruf bringt weniger Geld ein als benötigt.

Die Wikipedia-DVD ist die fünfte Offline-Ausgabe der freien Internet-Enzyklopädie, die der Berliner Verlag Directmedia herausgibt. Probleme macht der ständig zunehmende Datenbestand: Neben 600.000 Artikeln sind auch 400.000 Bilder enthalten. Zuviel für eine herkömmliche DVD: In der Standard-Ausgabe zum Preis von 9,90 Euro sind die Bilder nur in einer extrem niedrigen Auflösung enthalten – Diagramme und Schaubilder werden so oft unbrauchbar. Als Lösung hat Directmedia auch eine Premium-Ausgabe für 25 Euro produziert: Auf drei weiteren DVDs sind die Bilder in hoher Auflösung enthalten, dazu legt der Verlag eine historische Ausgabe von Meyers Großem Konversationslexikon bei. Neben der Windows-Software Zeno-Reader ist zum ersten Mal die OpenSource-Anwendung Tntreader enthalten, die unter Linux und Mac OS X läuft.

Wie immer können sich Wikipedia-Fans die Daten auch kostenlos herunterladen. Eine gute Internet-Anbindung ist aber Pflicht: Die Dateien für das Basis-System ohne Bilder umfassen 4,2 Gigabyte, die klein aufgelösten Bilder noch einmal 3,3 Gigabyte. Separate Dateien mit den hoch aufgelösten Bildern sollen in den nächsten Tagen folgen. Die Daten kann man sich von Mirror-Servern, aber auch über P2P-Netze wie Bitttorrent oder Edonkey herunterladen.

Unterdessen plagen die Wikimedia Foundation offenbar Geldsorgen. Die US-Stiftung, die sich hauptsächlich aus Spenden finanziert, hat für das kommende Jahr Ausgaben in Höhe von 4,6 Millionen Dollar eingeplant. Einen Monat nach dem jüngsten Spendenaufruf sind aber weniger als 900.000 Dollar zusammengekommen. Zwar konnte die Stiftung zwischenzeitlich einen enormen Ansturm an Einzelspenden verzeichnen, dabei handelte es sich aber um Mini-Beträge, deren Abwicklung die Stiftung sogar Geld kostete. Inzwischen werden nur noch Spenden von mindestens einem US-Dollar akzeptiert; teilweise wurden diese Minispenden von Kreditkartendieben genutzt, um zu testen, ob die gestohlenen Kreditkarten noch nicht gesperrt und weiterhin einsetzbar sind.

Um die Spendenbereitschaft zu stärken, legt die Stiftung jetzt nach: In dem Fundraiser-Blog sammelt sie Gründe, ihre Arbeit finanziell zu unterstützen. Den Anfang macht Wikimedia-Vorstandsmitglied Erik Möller mit einem Beitrag, warum die Stiftung bisher auf Einnahmen aus Werbung verzichtet. So seien Spenden eine Möglichkeit, mit den Wikipedia-Betreibern zu kommunizieren. Selbst einen Boykott-Aufruf wertet Möller als wertvollen Dialog. In einem weiteren Beitrag thematisiert Möller die geringen Ressourcen der Wikimedia Foundation: So mussten lange erwartete Qualitätsinitiativen zwischenzeitlich auf Eis gelegt werden: "Wir mussten die Entwickler von dem Projekt abziehen, um die technische Arbeit für die aktuelle Spendenkampagne zu erledigen", erklärt Möller. (Torsten Kleinz) / (jk)