Europäische Strafermittler wollen VoIP-Gespräche abhören können

Organisierte Kriminelle nutzen in Italien zunehmend VoIP-Dienste wie Skype, um der Überwachung zu entgehen. Auf Initiative von italienischen Strafermittlern soll nun die Entwicklung einer Abhörlösung europaweit vorangetrieben werden.

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Die europäische Strafverfolgungsbehörde Eurojust will Forschungsanstrengungen koordinieren, mit denen das Abhören von VoIP-Telefonaten erkundet werden soll. Die Initiative für das Projekt geht auf die italienische Behörde Direzione Nazionale Antimafia zurück. Italien wird in der Person des Eurojust-Mitglieds Carmen Manfredda eine Schlüsselrolle bei der Koordination der Forschungsbemühungen der europäischen Strafverfolgungsbehörden einnehmen, heißt es in einer Mitteilung.

Organisierte Kriminelle nutzten in Italien zunehmend VoIP-Dienste wie Skype, um bei der Koordinierung ihrer Aktivitäten der Überwachung zu entgehen, wie sie bei Mobiltelefonen möglich ist, heißt es weiter. Den Ermittlern stehe das Verschlüsselungssystem im Weg, das Skype nutze; es sei ein gut gehütetes Geschäftsgeheimnis. Der Zoll und die Steuerfahnung in Mailand seien aber beispielsweise dringend auf das Abhören von Telefongesprächen angewiesen. Die eBay-Tochter Skype hat sich laut US-Medienberichten zur Zusammenarbeit mit den europäischen Strafermittlern bereiterklärt.

Nicht nur in Europa, auch in den USA suchen Strafermittler nach Wegen, Skype abhören zu können. Vor Kurzem zeigte sich der US-Geheimdienst National Security Agency (NSA) angeblich bereit, Unternehmen mehrere Milliarden US-Dollar zu zahlen, wenn sie ihr bei einer Abhörlösung helfen. Auch deutsche Behörden haben Probleme, Skype-Telefonate zu belauschen. In der Diskussion ist deshalb weiterhin ein Trojaner zum Abhören von Internet-Telefonie vor der Verschlüsselung. Mitte 2008 wurde berichtet, dass die österreichische Polizei Skype-Verbindungen abhören könne. Gerüchte um eine mögliche Backdoor in Skype, die das Mithören erlaubt, haben sich aber nicht bestätigt. (anw)