Wissenschaftler fordern Verbot von extrem gewalthaltigen Videospielen (Update)

Die Bereitschaft zur Gewalt steigt über die Jahre mit zunehmendem Konsum von medialer Gewalt, haben Wissenschaftler aus Baden-Württemberg und Bayern durch Befragung von Hauptschülern festgestellt.

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Pädagogische Maßnahmen genügen nach Meinung von Wissenschaftlern aus Baden-Württemberg und Bayern nicht, um den Konsum gewalthaltiger Medienprodukte zu reduzieren. Deshalb fordern sie ein gesetzliches Verbot von extrem gewalthaltigen Video- und Computerspielen. Zu diesem Schluss kommen Professor Günter Huber von der Universität Tübingen, Dr. Werner Hopf, Psychologe bei der Schulberatung Oberbayern-Ost, und Dr. Rudolf Weiß, früher Oberschulamt Stuttgart, nach einer zweijährigen Längsschnittstudie mit Hauptschülern aus Bayern.

Erste Ergebnisse der Studie waren bereits im Mai bekannt geworden, sie wurde nun im Journal of Media Psychology veröffentlicht. 653 Schüler im Alter von 12 bis 14 Jahren haben zwei Fragebögen ausgefüllt; auf dem ersten gaben die Schüler an, wie oft sie als Kind mit Gewalt in Medien konfrontiert wurden. Außerdem sollten sie ihren Konsum an gewalthaltigen Medien einschätzen. Diese Befragung wurde zwei Jahre später wiederholt. Zusätzlich wurde ein zweiter Fragebogen ausgewertet, um Rückschlüsse darüber zu gewinnen, wie Jugendliche in bestimmten Konfliktsituationen über den Gebrauch von Gewalt entscheiden würden.

Die Auswertungen ließen einen Zusammenhang zwischen Gewaltbereitschaft und dem Konsum von Horror- respektive Gewaltfilmen in frühen Jahren und in der Pubertät erkennen, teilen die Wissenschaftler mit. Die Bereitschaft zur Gewalt steige über die Jahre mit zunehmendem Konsum von medialer Gewalt. Die größte Gefahr liegt demnach in der Nutzung von Computergewaltspielen.

Update: Professor Huber stellt klar, dass es den Wissenschaftlern nicht um erwachsene Spieler und ihr Hobby gehe, sondern um die Gefährdung der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Die Frage eines Verbots werde unter den Autoren kontrovers diskutiert. Wünschenswerte Alternativen wären "eine Sensibilisierung von Schule und Öffentlichkeit für den Umgang von Kindern mit Medien, die Bereitstellung von Ressourcen für diese Aufgaben und ernsthafte Maßnahmen zur Realisierung der Jugendschutzbestimmungen durchaus.

Siehe dazu auch den Online-Artikel in c't-Hintergrund zur bisherigen Berichterstattung über die Diskussion um das Jugendmedienschutzrecht, Gewaltspiele, Verbotsforderungen und Beschränkungen für Jugendliche bei Spielen:

(anw)