Zum Tode von John A. Wheeler: "Ein schwarzes Loch hat keine Haare"

Der US-Physiker, der an der Atombombe arbeitete und mit Albert Einstein und Niels Bohr forschte, verstarb am vergangenen Sonntag im US-Bundesstaat New Hampshire im Alter von 96 Jahren.

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Von
  • Detlef Borchers

Im Alter von 96 Jahren ist der Physiker John Archibald Wheeler am Sonntag an den Folgen einer Lungenentzündung gestorben. Dies gab seine Familie am gestrigen Montag in Hightstown (US-Bundesstaat New Jersey) bekannt.

Wheeler war am Bau der Atom- sowie der Wasserstoffbombe beteiligt und noch im Vietnamkrieg mit der Konstruktion von neuen Waffen beschäftigt. Er arbeitete mit Albert Einstein und vor allem mit Niels Bohr auf den Feldern der Quantenmechanik und der Relativitätstheorie zusammen. Bekannt wurde er mit seinen Arbeiten zur S-Matrix und zum Schwarzen Loch, wobei Wheeler auch den Namen für das Raumzeit-Phänomen popularisierte. Zu seinen wichtigsten Schülern, die Wheeler bis in das hohe Alter hinein ausbildete, zählen der Nobelpreisträger Richard Feynman und der Vielwelt-Theoretiker Hugh Everett. Sein zusammen mit Charles W. Misner und Kip S. Thorne in den 70er-Jahren geschriebenes Lehrbuch zur Gravitationstheorie gilt als das erfolgreichste Physikbuch der jüngeren Zeit.

John A. Wheeler gehörte zu den Physikern, die offensiv unpopuläre Ansichten vertraten. Aus der Quantenmechanik leitete er ab, dass der Mensch durch die Betrachtung des Kosmos die Entwicklung des Kosmos beeinflusst. Auch glaubte er an die Existenz von Parallelwelten. In seiner 1999 erschienen Autobiographie schrieb er zu den von ihm erforschten "Schwarzen Löchern": "Sie lehren uns, dass der Raum wie ein Stück Papier zusammengeknautscht werden kann, dass die Zeit wie eine Kerzenflamme ausgepustet werden kann und dass die Gesetze der Physik, die wir als 'heilig' und unveränderbar denken, alles andere als das sind."

Als streitbarer Geist vertrat Wheeler seine Ansichten häufig mit plastischen Begriffen und übernahm deshalb auch die in eine Diskussion geworfene populärwissenschaftliche Bezeichnung "Schwarzes Loch" in die wissenschaftliche Terminologie. Sein bekanntester Satz wurde darum das No-Hair-Theorem (Glatzensatz) in Anlehnung an das Eindeutigkeitstheorem: "Ein schwarzes Loch hat keine Haare" soll ausdrücken, das es keine Informationen aus dem Innern eines Schwarzen Loches geben kann. Zu seinen Lebzeiten hatte Wheeler den Wunsch geäußert, so lange zu leben, bis der Nachweis von Gravitationswellen gelungen ist. (Detlef Borchers) / (vbr)