Intel gibt sich keine Blöße

Der Chiphersteller behauptet sich trotz einiger Skepsis an der Wall Street und legt ein zwar durch Gewinnrückgang getrübtes, aber solides Quartalsergebnis mit Rekordumsatz vor. Mit dem weiteren Ausblick überraschte Intel die Analysten.

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Mit besonderer Spannung werden in dieser Earnings-Season, der turnusmäßigen Bekanntgabe der Quartalszahlen börsennotierter US-Unternehmen, die Ergebnisse der IT-Giganten erwartet. Gebannt blickt die Wall Street auf den Chiphersteller Intel und seinen direkten Konkurrenten AMD. Die beiden Prozessorriesen gehören zu den ersten wichtigen IT-Unternehmen, die ihre Zahlen für das Start-Quartal des Jahres veröffentlichen und gelten deshalb als wichtiger Indikator für den Gesundheitszustand der Branche. Die bange Frage ist, ob die große Krise, die von US-Finanzmärkten ausgehend inzwischen auch deutsche Mittelstandsbanken in ihren Strudel gerissen hat, sich auch in den Zahlen der IT-Branche niederschlägt.

Dabei hat nicht geholfen, dass beide Chiphersteller ihre Erwartungen bereits im Vorfeld zurückgeschraubt hatten. Konkurrent AMD gab Anfang April eine Umsatzwarnung heraus und kündigte an, ein Zehntel der rund 16.000 Mitarbeiter zu entlassen. Intel selbst hatte einen Monat zuvor die Prognose für die Bruttogewinnspanne von ursprünglich 56 auf 54 Prozent zurückgeschraubt. Das löste Befürchtungen aus, die Chipbranche könne schwächeln. Der Marge widmen die Analysten deshalb auch ihre besondere Aufmerksamkeit, ebenso wie dem Ausblick für das gesamte Geschäftsjahr.

Bei der Marge legte Intel fast eine Punktlandung hin und blieb mit 53,8 Prozent im Rahmen der gesenkten Prognose und über dem Vorjahreswert von 50,1 Prozent. Im zum 29. März beendeten ersten Quartal des Geschäftsjahres 2008 erwirtschaftete der Chiphersteller einen Umsatz von knapp 9,7 Milliarden US-Dollar (6,2 Milliarden Euro) und einen Nettogewinn von 1,4 Milliarden US-Dollar (890 Millionen Euro). Im Vergleich zum Vorjahresquartal stieg der Umsatz damit um 9 Prozent von 8,9 Milliarden US-Dollar, der Gewinn fiel dagegen von 1,6 Milliarden US-Dollar um 12 Prozent. Pro Aktie wies das Unternehmen einen Gewinn von 0,25 US-Dollar aus (minus 11 Prozent) und blieb damit wie beim Umsatz im Bereich der Erwartungen der Wall Street.

Das Ergebnis werde durch Restrukturierungskosten und Abschreibungen beeinflusst, teilte Intel am Dienstagabend nach Börsenschluss in Santa Clara (US-Bundesstaat Kalifornien) mit. Darüber hinaus habe sich das Geschäft mit Prozessoren und Chipsets wie erwartet entwickelt. Im Vergleich zum vorangegangenen Quartal habe sich die Nachfrage saisonal bedingt etwas abgeschwächt, der durchschnittliche Verkaufspreis sei aber weitgehend stabil geblieben. Sinkende Preise für Flash-Speicherchips wirkten den steigenden Absatzzahlen entgegen und sorgten für ein stagnierendes Segment-Ergebnis. Darüber hinaus haben nach Unternehmensangaben Abschreibungen auf die in das Joint Venture Numonyx ausgelagerte NOR-Flash-Produktion das Ergebnis belastet.

Für das laufende zweite Quartal und den Jahresausblick gibt sich Intel zuversichtlich. Das Ergebnis der ersten Berichtsperiode zeige eine Stärkung des Kerngeschäfts und ein "solides globales Marktumfeld", erklärte Intel-CEO Paul Otellini in einer Mitteilung (PDF-Datei). Über alle Segmente habe es eine "gesunde Nachfrage" nach Prozessoren und Chipsets gegeben. Für den zweiten Jahresabschnitt erhöhte Intel die Prognose und rechnet mit einem Umsatz zwischen 9 und 9,6 Milliarden US-Dollar sowie einer Umsatzrendite von 56 Prozent. Für das gesamte Geschäftsjahr soll die Marge noch einen Prozentpunkt höher ausfallen.

Einzelne Analysten beurteilen die Entwicklung bei Flash-Speichern weiter skeptisch, da der Bereich zwar nur 10 Prozent des Umsatzes beiträgt, aber Marge und Nettoergebnis unter Druck setzte. Doch insgesamt zeigte sich die Wall Street von dem Ergebnis positiv gestimmt. Die Aktie des Chipherstellers stieg im nachbörslichen Handel deutlich um etwa sieben Prozent auf rund 22,40 US-Dollar. Die schlimmsten Befürchtungen der Finanzexperten hat Intel mit der zuversichtlichen Prognose nicht bestätigt. Ein Analyst fasste seine positive Bewertung für Intel gegenüber Bloomberg so zusammen: "Sie haben eine Super-Produktlinie, und AMD ist in einer Todesspirale." Am kommenden Donnerstag wird AMD seine Zahlen vorlegen.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Intel in US-Dollar

Quartal Umsatz Netto-
gewinn
1/00 8,0 Mrd. 2,7 Mrd.
2/00 8,3 Mrd. 3,5 Mrd.
3/00 8,7 Mrd. 2,73 Mrd.
4/00 8,7 Mrd. 2,6 Mrd.
1/01 6,7 Mrd. 1,1 Mrd.
2/01 6,3 Mrd. 0,85 Mrd.
3/01 6,5 Mrd. 0,11 Mrd.
4/01 7,0 Mrd. 0,50 Mrd.
1/02 6,8 Mrd. 0,94 Mrd.
2/02 6,3 Mrd. 0,45 Mrd.
3/02 6,5 Mrd. 0,69 Mrd.
4/02 7,2 Mrd. 1,05 Mrd.
1/03 6,8 Mrd. 0,92 Mrd.
2/03 6,7 Mrd. 0,896 Mrd.
3/03 7,8 Mrd. 1,7 Mrd.
4/03 8,7 Mrd. 2,173 Mrd.
1/04 8,1 Mrd. 1,7 Mrd.
2/04 8,1 Mrd. 1,8 Mrd.
3/04 8,5 Mrd. 1,9 Mrd.
4/04 9,6 Mrd. 2,123 Mrd.
1/05 9,4 Mrd. 2,154 Mrd.
2/05 9,2 Mrd. 2,038 Mrd.
3/05 9,96 Mrd. 1,995 Mrd.
4/05 10,20 Mrd. 2,453 Mrd.
1/06 8,940 Mrd. 1,347 Mrd.
2/06 8,01 Mrd. 0,885 Mrd.
3/06 8,739 Mrd. 1,301 Mrd.
4/06 9,694 Mrd. 1,501 Mrd.
1/07 8,852 Mrd. 1,610 Mrd.
2/07 8,680 Mrd. 1,278 Mrd.
3/07 10,090 Mrd. 1,860 Mrd.
4/07 10,712 Mrd. 2,271 Mrd.
1/08 9,673 Mrd. 1,443 Mrd.
(vbr)