Microsoft kauft 3D-Kamera-Technik für Bewegungserkennung in Videospielen

Laut Branchen-Insider Dean Takahashi hat Microsoft den Hersteller 3DV Systems gekauft. Die Firma hat eine günstige 3D-Kamera entwickelt, mit der sich Spiele ohne zusätzliche Eingabegeräte durch Bewegungen steuern lassen.

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Der US-amerikanische Software-Konzern Microsoft hat laut einem Bericht des Branchen-Insiders Dean Takahashi die israelische IT-Firma 3DV Systems für 35 Millionen US-Dollar gekauft. 3DV Systems arbeitet seit Jahren an Techniken für 3D-Kameras, die Tiefeninformationen darüber gewinnen, dass sie kurze Laserimpulse aussenden und die Laufzeiten der reflektierten Photonen analysieren (in Fachkreisen "Time of Flight" genannt). Mit Hilfe eines High-Speed-Shutters können die Kameras die von Objekten im Vordergrund reflektierten Photonen von denen weiter entfernter Objekte im Hintergrund trennen, wie ein White-Paper genauer erklärt. Den 3DV-Kameras ist es somit möglich, Bewegungen von Personen vor der Kamera sehr genau zu erfassen und in Steuerbefehle für Software-Anwendungen und Spiele umzusetzen. Dazu hat 3DV Systems erst im Dezember eine neue, überaus günstig zu produzierende ZCAM vergestellt, die mit einer Auflösung von 1,3 Megapixeln (1280 × 1024) bei 60 Bildern pro Sekunde arbeitet und Tiefenunterschiede von ein bis zwei Zentimetern erfassen kann. Aufwendigere Kameras arbeiten sogar millimetergenau.

Mit Hilfe der ZCAM lassen sich diverse neue Spielekonzepte umsetzen, weil sie Bewegungen deutlich besser erkennt als das bisherige System der Wii, die mit einer Kombination aus Beschleunigungssensor und Infrarotkamera arbeitet. Wie in Beispielvideos von 3DV Systems zu sehen ist, benötigen die Spieler kein Eingabegerät mehr und können wie im Film "Minority Report" Fenster mit Fingerbewegungen verschieben oder mit virtuellen Bällen eine Partie Squash spielen, das an Segas Klassiker Cosmic Smash erinnert. Mit Hilfe der 3D-Technik können die Abbilder der Spieler auch leichter vom Hintergrund getrennt und in eine virtuelle Umgebung im Spiel gerendert werden – ein Versuch, der noch bei You're in the movies von Codemasters mit der 2D-Webcam der Xbox 360 kläglich gescheitert war.

Laut Takahashi ist aber noch völlig offen, ob Microsoft die ZCAM für einzelne Titel seine Spielkonsole Xbox 360 einsetzen wird oder sich die Technik für ein Nachfolgemodell aufspart, das in zwei bis drei Jahren auf den Markt kommen könnte. Wenn die ZCAM als Zusatz-Hardware für die Xbox 360 vermarktet würde, rechnet Takahashi nur mit einer geringen Anzahl von Spielen, die die neue Eingabemethode unterstützen. Würde Microsoft hingegen warten, bis ein Konsolen-Nachfolger in den Startlöchern steht, könnte jedes Spiel des neuen Systems die ZCAM nutzen. Allerdings würden die Redmonder die populäre Bewegungssteuerung bis dahin dem japanischen Konzern Nintendo und seiner Wii überlassen. (hag)