Niederösterreich: Fahrscheinkontrolle per NFC

Seit 1999 können ÖBB-Kunden bereits Fahrscheine per SMS oder WAP erwerben und über ihre Handyrechnung bezahlen. Nun werden auf zwei österreichischen Bahnverbindungen NFC-Handys zur Fahrausweiskontrolle eingesetzt.

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Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) starten mit dem Mobilfunk-Netzbetreiber Mobilkom Austria einen Pilotversuch, in dessen Rahmen Fahrausweise elektronisch in Mobiltelefonen gespeichert werden. Jeweils hundert Reisende und Zugbegleiter, die zwischen Wien, Krems und Gmünd unterwegs sind, erhalten ein bestimmtes Nokia-Modell (6212 classic) mit einem Chip für Near Field Communication  (NFC). Hält man zwei der Geräte aneinander, werden die im Gerät des Passagiers gespeicherten Fahrscheindaten sofort per NFC-Funk übermittelt.

Seit 1999 können ÖBB-Kunden Fahrscheine per SMS oder WAP erwerben und über ihre Handyrechnung bezahlen. Der Fahrgast erhält ein SMS mit einem 18-stelligen Code, der vom Schaffner zur Kontrolle händisch abgetippt werden muss. Dieses zeitraubende und fehleranfällige Verfahren wird im Pilotversuch durch NFC ersetzt. Der Vorgang funktioniert auch dann, wenn der Akku des Passagier-Handys leer sein sollte oder wenn der Inhaber gerade telefoniert. Grundlage des Verfahrens ist ein vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen entwickelter Standard ("VDV-Kernapplikation für interoperables elektronisches Fahrgeldmanagement").

Über 60 Prozent aller von den ÖBB verkauften Tickets werden bereits ohne Bedienung gelöst: an Automaten, mittels PC, WAP oder SMS. 60.000 Tickets pro Jahr werden bereits mittels Handy gekauft und bezahlt. Um einen NFC-fähigen Fahrausweis zu erhalten, startet der Kunde den Kaufvorgang mittels SMS oder über eine WAP-Seite. Anschließend erhält eine binäre SMS, welche das Handy dazu veranlasst, eine verschlüsselte Datenverbindung aufzubauen, über die dann die Fahrscheindaten auf seinen NFC-Chip gebucht werden. Bis zu sechs Personen können mit einem solchen Ticket reisen, Billets für Fahrräder müssen allerdings auf Papier erworben werden. Der NFC-Pilotversuch läuft bis Ende März. Die Mobilkom hofft, damit nicht nur das Interesse von Verkehrsunternehmen im In- und Ausland, sondern auch von Veranstaltern zu wecken.

Bereits seit 2007 versuchen ÖBB und Mobilkom den elektronischen Fahrscheinverkauf durch den Einsatz von NFC zu fördern. An Entwertern auf bestimmten Bahnstationen in Wien und Niederösterreich sind dazu NFC-Chips angebracht. Hält ein Reisender ein kompatibles Mobiltelefon daran, wird ihm eine URL zugefunkt. Folgt er dem Link, öffnet sich eine WAP-Seite zum Fahrscheinkauf, bei der der Abfahrtsort bereits eingetragen ist. Auch die Wiener Linien und der Rhein-Main-Verkehrsverbund setzen auf ein solches System.

Einen anderen Ansatz verfolgten Vodafone und die Deutsche Bahn AG mit einem Feldversuch im vergangenen Jahr. In und um Berlin sowie auf der Strecke nach Hannover konnten 200 Passagiere ihre NFC-Handys sowohl beim Ein- als auch beim Aussteigen an NFC-Tags vorbeifĂĽhren. Aus den daraus gewonnenen Daten wurden automatisch Fahrtstrecke und Preis ermittelt, woraus eine monatliche Rechnung erstellt wurde.

Mangelware sind allerdings passende Mobiltelefone. Kaum ein Nutzer fragt gezielt nach einem NFC-Gerät, zumal die Anwendungsmöglichkeiten noch beschränkt sind. Mobilkom Austria wird ab Februar das Nokia 6212 classic mit NFC vertreiben (ab null Euro bei Abschluss eines 24-Monats-Vertrags), doch fehlt diesen Geräten noch die erforderliche Software. Der Netzbetreiber hofft, dass Nokia und andere Hersteller NFC-Chips bald serienmäßig in ihre Geräte einbauen. (Daniel AJ Sokolov) / (jk)