In Großbritannien und den USA wird über Kinderporno-Sperren gestritten

Großbritannien streitet über die Effizienz des ältesten Kinderporno-Sperrsystems, bei dem 95 % der Breitband-Internetanschlüsse über Sperrlisten gehen. In den USA will ein Vorschlag umfassende Vorratsdatenspeicherung für Provider und WLANs etablieren.

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Von
  • Detlef Borchers

Während in Großbritannien über die Effizienz des ältesten Sperrsystems gegen Kinderpornographie gestritten wird, ist in den USA ein neuer Vorschlag aufgetaucht. Der "Internet Stopping Adults Facilitating the Exploitation of Today's Youth Act" ist als umfassendes System zur Vorratsdatenspeicherung angelegt, bei dem die Internet-Nutzungsdaten zwei Jahre lang gespeichert werden sollen.

Die Debatte um den Einsatz von Sperrlisten im Kampf gegen die Kinderpornographie wird nicht nur in Deutschland geführt. Nach einem Bericht der BBC arbeitet in Großbritannien das älteste System seiner Art mit unbefriedigenden Ergebnissen, weil es immer noch Internet-Provider gibt, die den freiwilligen Anschluss an das Sperrlisten-System der Internet Watch Foundation (IWF) ablehnen. Der Artikel zitiert Innenminister Alan Campbell mit der Aussage, dass derzeit 95 % aller breitbandigen Internet-Anschlüsse über eine Sperrliste geführt werden. Man suche nach Möglichkeiten, die restlichen 5 % zur Einführung dieser Technik zu bewegen. Nicht sperrende Provider wie Zen Internet äußern dagegen Bedenken, ob die Sperrmethode wirklich dabei hilft, die Verbreitung von Kinderpornographie einzudämmen. Gegen diese Haltung wenden sich Lobbygruppen wie die Children's Charities Coalition on Internet Safety (CHIS) und verlangen von der Regierung Zwangsmaßnahmen, weil die Freiwilligkeit der Provider, Sperrfilter zu nutzen, zu einem ineffektiven Sperrsystem führe.

In den USA, wo verschiedene Sperrsysteme auf dem Markt sind, die Eltern installieren können, wird ein neuer Vorschlag zum Internet Safety Act diskutiert. Zwei unterschiedliche Vorlagen für den US-Senat und das Repräsentantenhaus wollen eine Vorratsdatenspeicherung für alle Internet-Zugangssysteme einführen, die per DHCP dynamische IP-Adressen vergeben. Alle Systeme dieser Art sollen zwei Jahre die Verbindungsdaten der Nutzer speichern. Die Gesetzesvorlage, von der der Branchendienst CNet berichtet, betrifft nicht nur klassische Service-Provider, sondern soll auch Anbieter von öffentlichen drahtlosen WLAN-Zugängen zur Datenspeicherung verpflichten, die für diesen Service Kunden bei einem Provider sind. Hotels, Cafes, aber auch Schulen oder private WLANs wären von dieser Regelung betroffen. die im vollen Wortlaut "Internet Stopping Adults Facilitating the Exploitation of Today's Youth Act" den Schutz der Kinder im Namen trägt.

Unterdessen hat die OpenNet-Initiative eine informative Bilanz aller 2008 bekannt gewordener Sperren in flash-basierter Form veröffentlicht. Deutlich wird, wie Barrieren gegen Kinderpornographie und politisch motivierte Sperren oftmals ineinander übergehen.

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(Detlef Borchers) / (jk)