Nokia enttäuscht trotz Ergebnissteigerung

Trotz deutlicher Umsatz- und Gewinnverbesserungen wird der finnische Handyhersteller an der Börse abgestraft. Die Finanzmärkte reagieren auf die in den Zahlen zu lesenden weniger guten Aussichten.

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Der finnische Handyhersteller Nokia konnte Umsatz und Gewinn im ersten Quartal 2008 im Vergleich zum gleichen Quartal des Vorjahrs deutlich steigern, sorgte an den Finanzmärkten aber trotzdem für schwer enttäuschte Gesichter. Analysten hatten nach dem Rekordjahr 2007 zum Jahresbeginn mit einem besseren Ergebnis gerechnet und zeigten sich auch wegen des stärker als erwartet gefallenen Durchschnittsverkaufpreises für Handys besorgt. Das schlug sofort auf den Kurs der Nokia-Aktie durch. Zeitweise sackte das Papier um rund zehn Prozent ab, fiel unter 20 Euro und setzte damit auch den Dax unter Druck.
Dabei sieht das Ergebnis auf dem Papier gar nicht so schlecht aus. Nokia steigerte den Nettogewinn im Quartalsvergleich um 25 Prozent von 979 Millionen Euro auf 1,2 Milliarden Euro. Pro Aktie wies das Unternehmen einen Gewinn von 0,32 Euro aus, verglichen mit 0,25 Euro im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz wuchs von 9,86 Milliarden im ersten Quartal 2007 auf nunmehr 12,66 Milliarden Euro. Das Problem der Analysten: Sie hatten mit mehr Gewinn (1,4 Milliarden) und Umsatz gerechnet.
Richtig Sorge bereiten die wichtigen Indikatoren für Nokias Kerngeschäft. Im Jahresvergleich stieg der Geräteabsatz zwar um fast 25 Millionen oder 27 Prozent auf 115,5 Millionen Stück. Nach Unternehmensangaben hat Nokia damit einen Marktanteil auf 39 Prozent, im Vergleich zum vierten Quartal 2007 ein leichter Rückgang. Doch der durchschnittliche Verkaufspreis pro Handy sank entgegen der Expertenmeinung, die ein Absinken auf 81 prognostiziert hatte, auf unter 80 Euro: von 83 auf 79 Euro. Nokia verkauft zwar mehr Handys, aber nicht die teuren Geräte mit höheren Margen.
Im Hochpreismarkt Europa schwächt sich das Wachstum ab (plus 7,5 Prozent bei Stückzahlen). Nokia erwartet beim Umsatz einen Rückgang, bisher hatte das Unternehmen hier noch ein schwaches Wachstum prognostiziert. "Hintergrund sind die negativen Auswirkungen des niedrigen Dollarkurses, der generelle Abwärtstrend in den USA und möglicherweise auch eine wirtschaftliche Abschwächung in Europa selbst", erklärte Nokia-Chef Olli-Pekka Kallasvuo.
In den USA, wo Nokia allerdings nur eine kleine Rolle spielt, brach der Absatz um 45 Prozent ein. Wachstum gibt es dagegen in den Schwellenländern zu verzeichnen, was allerdings den Durchschnittspreis weiter belastet. Für den gesamten Handy-Markt rechnet Nokia in diesem Jahr mit einem Wachstum von zehn Prozent. 2007 waren weltweit etwa 1,14 Milliarden Mobiltelefone aller Anbieter abgesetzt worden.
Der Netzwerkausrüster Nokia Siemens Networks trug 3,4 Milliarden Euro zum Umsatz bei. Die Beteiligung machte im abgelaufenen ersten Quartal 74 Millionen Euro Verlust, nach einem ausgeglichenen operativen Ergebnis im Schlussquartal 2007. Der Vergleich mit dem Vorjahresquartal ist bei der Netzwerksparte nicht besonders aussagekräftig, weil das Joint Venture mit Siemens erst zum zweiten Quartal 2007 voll bilanziert wurde.
Nokia Siemens Networks belastet das Ergebnis nach Unternehmensangaben mit Restrukturierungskosten in Höhe von 100 Millionen Euro. Die Schließung des Bochumer Handy-Werks belastet das Ergebnis mit 81 Millionen Euro. Darüber hinaus schlagen Pensionszahlungen als Einmalkosten von ingesamt 282 Millionen Euro zu Buche.
Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Nokia in Euro
Quartal Umsatz Nettogewinn
1/00 6,5 Mrd. 0,91 Mrd.
2/00 7 Mrd. 0,98 Mrd.
3/00 7,58 Mrd. 0,92 Mrd.
4/00 9,28 Mrd. 1,21 Mrd.
1/01 8 Mrd. 1,05 Mrd.
2/01 7,35 Mrd. 0,83 Mrd.
3/01 7 Mrd. 0,76 Mrd.
4/01 8,79 Mrd. 1,15 Mrd.
1/02 7 Mrd. 0,92 Mrd.
2/02 6,94 Mrd. 0,90 Mrd.
3/02 7,2 Mrd. 0,88 Mrd.
4/02 8,8 Mrd. 1,24 Mrd.
1/03 6,7 Mrd. 0,97 Mrd.
2/03 7,02 Mrd. 0,66 Mrd.
3/03 6,9 Mrd. 0,86 Mrd.
4/03 8,79 Mrd. 1,17 Mrd.
1/04 6,63 Mrd. 0,82 Mrd.
2/04 6,64 Mrd. 0,71 Mrd.
3/04 6,94 Mrd. 0,66 Mrd.
4/04 9,063 Mrd. 1,019 Mrd.
1/05 (*) 7,396 Mrd. 0,863 Mrd.
2/05 (*) 8,059 Mrd. 0,799 Mrd.
3/05 (*) 8,403 Mrd. 0,881 Mrd.
4/05 (*) 10,333 Mrd. 1,073 Mrd.
1/06 (*) 9,507 Mrd. 1,048 Mrd.
2/06 (*) 9,813 Mrd. 1,140 Mrd.
3/06 (*) 10,100 Mrd. 0,845 Mrd.
4/06 (*) 11,701 Mrd. 1,273 Mrd.
1/07 (*) 9,856 Mrd. 0,979 Mrd.
2/07 (*) 12,587 Mrd. 2,828 Mrd.
3/07 (*) 12,898 Mrd. 1,563 Mrd.
4/07 (*) 15,717 Mrd. 1,835 Mrd.
1/08 (*) 12,660 Mrd. 1,222 Mrd.
(*) ausgewiesen nach seit dem 1. Januar 2005 gültigen neuen IFRS-Bilanzierungsregeln