Massiver Anstieg bei Manipulationen von Geldautomaten

Rund 2400 Skimming-Angriffe hat das Bundeskriminalamt 2008 verzeichnet. Durch den Missbrauch gefälschter Debitkarten entstand nach Schätzungen ein Schaden in Höhe von über 40 Millionen Euro.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 290 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Daniel Bachfeld

Nach Angaben des Bundeskriminalamts (BKA) kam es im Jahr 2008 in Deutschland zu einem massiven Anstieg der Manipulationen von Geldautomaten. Rund 2400 Angriffe auf Geldautomaten hat das BKA 2008 verzeichnet, während es 2007 noch 1349 waren. Dabei waren allerdings nur 809 verschiedene Geldautomaten das Ziel der sogenannten Skimming-Attacken. Einzelne Geldautomaten wurden mehrfach von verschiedenen Skimmer-Banden manipuliert. Offenbar ist die Manipulation bestimmter Automaten erfolgversprechender, etwa Automaten in belebten Fußgängerzonen.

Beim Skimming kopieren die Betrüger den Magnetkartenstreifen von Geldkarten durch spezielle Vorsatzgeräte am Kartenschlitz und spähen die PIN-Nummern etwa durch Mini-Kameras aus. Mit Anti-Skimming-Modulen ließen sich derartige Angriffe abwehren. Mit den Methoden der Skimmer und Anti-Skimming-Techniken beschäftigt sich auch der Artikel "Angriff der Karten-Kloner" auf heise Security. Dort sind zudem Bilder der täuschend echt wirkenden Aufsatzgeräte zu sehen.

Durch den Missbrauch gefälschter Debitkarten entstand nach Schätzungen des Bundeskriminalamts (BKA) ein Schaden in Höhe von über 40 Millionen Euro. Schwerpunkte der Geldautomaten-Manipulationen liegen nach Angaben der Ermittler in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern. Um dem Missbrauch von gefälschten Debitkarten vorzubeugen, wurden im Jahr 2008 im Auftrag der Firma EURO-Kartensysteme (EKS) von den deutschen Banken und Sparkassen über 160.000 Kartendaten (2007: ca. 80.000) gesperrt. Der dadurch verhinderte potenzielle Schaden soll sich nach Angaben der EKS im dreistelligen Millionenbereich bewegen.

Im Ausland wurden im Jahr 2008 insgesamt 514 (2007: 332) Geldautomaten und/oder Zahlungskarten-Lesegeräte identifiziert, an denen deutsche Kartendaten abgegriffen worden waren. Europäische Schwerpunktländer für den Einsatz gefälschter Debitkarten mit deutschen Kartendaten waren Italien, Rumänien, die Niederlande, Frankreich und die Türkei. In diesen fünf Ländern wurden laut Bericht des BKA rund 75 Prozent aller gefälschten Debitkarten eingesetzt. Außerhalb Europas wurden gefälschte Karten vorwiegend in Südafrika, Brasilien, Marokko, den USA sowie Namibia eingesetzt.

Schutz vor Skimming bieten Anti-Skimming-Module für Geldautomaten, die bereits für unter 1000 Euro zu haben sind. Die Banken sehen indes keinen Handlungsbedarf. "Die Geldautomaten sind sicher", meinte eine Sprecherin des Bundesverbandes der Deutschen Banken noch Ende des Jahres 2008. Die Innenminister der Länder sehen dies jedoch anders. Sie wollen die Banken zu einer Aufrüstung ihrer Geldautomaten drängen, um den drastischen Anstieg der Betrugsfälle zu stoppen. Die November 2008 stattgefundene Innenministerkonferenz hatte die Spitzenverbände der Kreditwirtschaft deshalb aufgefordert, die Geldautomaten künftig besser gegen Missbrauch zu sichern. Im August 2008 sollen weniger als 20 Prozent der mehr als 50.000 deutschen Geldautomaten mit Anti-Skimming-Modulen geschützt gewesen sein.

Solange die Banken nicht handeln, müssen sich die Kunden selbst schützen. Das BKA empfiehlt, etwa den Türöffner eines Kreditinstituts nicht mit der Karte zu betätigen, mit der man anschließend die Transaktion am Geldautomaten durchführen möchte. Stattdessen solle man eine andere Karte verwenden, beispielsweise die Kreditkarte. Darüberhinaus soll man die Eingabe der Geheimzahl verdecken, indem man die Hand oder Geldbörse als Sichtschutz dicht über die Tastatur hält.

Grundsätzlich rät das BKA dazu, die Geheimzahl nie zu notieren – speziell nicht auf der Zahlungskarte. Auch sollte man die PIN nie mehrfach an einem Automaten eingeben, wenn man von einer unbekannten Person dazu aufgefordert wird. Auch das Aufbewahren von Belegen kann helfen – immerhin erleichtert dies im Schadensfall die Arbeit der Polizei.

Siehe dazu auch:

(dab)