Microsofts Produktmanager empfahlen, auf Logo "Vista Capable" zu verzichten

Die Windows Product Management Group hatte Ende August 2005 empfohlen, auf den Namensbestandteil "Vista" im Logoprogramm "Windows Vista Capable" zu verzichten. Das geht aus einer Eingabe im Sammelklageverfahren einer unzufriedenen Microsoft-Kundin hervor.

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Unzufriedene Kunden des Softwarekonzerns Microsoft haben im Rechtsstreit um Windows Vista Home Basic dem Gericht neue Beweismittel vorgelegt, aus denen hervorgeht, dass das für diese Betriebssystem-Ausgabe aufgelegte Logoprogramm "Windows Vista Capable" im eigenen Konzern umstritten war. Manager der Windows Product Management Group hatten Ende August 2005 empfohlen, den Namensbestandteil "Vista" wegzulassen. Er solle nur solchen Geräten vorbehalten sein, auf denen die charakteristische neue Oberfläche "Aero" laufen könne, heißt es in der Klageschrift, die das Weblog des Seattle Post-Intelligencer veröffentlicht hat.

Im Jahr 2006, als das Logo "Windows Vista Capable" noch vor Erscheinen des Betriebssystems auf Computern klebte, hatte sich die US-Bürgerin Dianne Kelley einen PC gekauft. Nach Erscheinen des neuen Betriebssystems im Januar 2007 hatte sich herausgestellt, dass zwar Windows Vista Home Basic auf ihrem Rechner läuft, nicht aber die Premium-Version mit den charakteristischen Neuerungen wie der Aero-Oberfläche. Im April des vorigen Jahres ging Kelly mit einem Antrag auf ein Sammelklageverfahren vor Gericht, da sie sich um das "wahre Vista" betrogen fühlte.

Insbesondere die neue Oberfläche mache das "wahre Vista" aus, meint die Klägerin. Mit dieser sei Microsoft offensiv in die Werbung gegangen, der Konzern habe so den Eindruck erweckt, sie sei integraler Bestandteil von Vista. Insofern hätte die Oberfläche auch auf jedem Gerät mit dem Capable-Logo laufen müssen. Dieses Logo habe nicht nur gewöhnliche Verbraucher irregeführt, sondern auch leitende Microsoft-Manager wie zum Beispiel den Chef der Windows-Entwicklung, Steve Sinofski. Dieser habe sich im Juli 2006 ein Notebook mit dem Capable-Logo gekauft, ohne davon ausgegangen zu sein, dass die Aero-Oberfläche darauf nicht unbedingt laufe, heißt es in der Klageschrift. Auch hätten die Berater von Gartner Microsoft empfohlen, eher ein Logo mit dem Schriftzug "Aero Capable" für entsprechende Geräte zu entwerfen.

Microsoft wollte nach eigenen Angaben (PDF-Datei) vermeiden, durch einen Verzicht auf den Namen "Vista" im Logo für schwachbrüstige Geräte Kunden zu verwirren. Diese hätten denken können, ihr PC wäre nicht für das neueste Microsoft-Betriebssystem geeignet, was es aber in der Tat doch sei. Microsoft argumentiert weiter, der Konzern habe das gesetzlich verbriefte Recht, seine Produkte frei zu gestalten. Darüber hinaus seien die Vista-Varianten klar differenziert und die Kunden ausreichend darüber informiert worden.

Im Verlauf des Verfahrens hat sich der Verdacht erhärtet, Microsoft habe mit reduzierten Logo-Anforderungen Intel helfen wollen. Intel-Chef Paul Otellini hatte mit einigen für das Vista-Logo-Programm zuständigen Microsoft-Mitarbeitern per Mail diskutiert und später seine Bedenken sogar an Microsoft-CEO Steve Ballmer herangetragen. Wohl nur wenig später haben Microsoft-Manager durchgesetzt, dass die Richtlinien zur Nutzung des Logos heruntergeschraubt werden. In seiner Klageerwiderung schreibt Microsoft, die Kläger hätten nicht ausreichend Beweise dafür vorgelegt, dass der Konzern mit dem Capable-Logo einen Preisverfall bei PCs vermeiden wollte. Die Auswirkungen auf den Markt durch das Logo-Programm blieben der Spekulation des Gerichts überlassen. (anw)