Google warnt vor Antisemitismus

Auf Druck der "Anti Defamation League" will Google bei der Ausgabe mancher antisemitischer Treffer auf die Suche nach "Jew" einen Warnhinweis ausgeben.

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Von
  • Florian Rötzer

Google hat bekannt gegeben, dass bei Benutzung von Google.com und Google.co.il die Suche nach "Jew" zur Ausgabe von Treffern mit der Charakterisierung "Offensive Search results" führen kann. Google versichert, dass das Unternehmen nicht für die Inhalte von Webseiten verantwortlich ist, die als Treffer ausgegeben werden. Die Eingabe von "Jew" würde teilweise zu unerwarteten Ergebnissen führen, weil dieser Begriff oft in antisemitischen Kontexten auftaucht. Anders sei dies bei Begriffen wie "Judaism", "Jewish" oder "Jewish people".

Google betont, dass die Suchergebnisse nicht von Ansichten der Mitarbeiter oder der Öffentlichkeit beeinflusst werden. Man werde allerdings prüfen, wenn es Beschwerden gebe. Aus den Suchergebnissen schließe man nur Seiten aus, wenn sie gegen die Richtlinien verstießen oder dies nach den jeweiligen Landesgesetzen erforderlich sei.

Im Fall von "Jew" geriet Google in die Kritik der US-amerikanischen Organisation "Anti-Defamation League" (ADL), die Antisemitismus bekämpft. Sie hatte Google gerügt, antisemitische Webseiten nicht auszuschließen. Christopher Wolf, bei ADL zuständig für das Internet, monierte auf einer von der ADL organisierten Konferenz mit dem Titel "Poisoning the Web – Hate on the Internet" generell, dass die Regierungen eher über Pornografie besorgt seien als über Rassismus und Antisemitismus. Er sprach von einer "virtuellen Kristallnacht" im Internet. Die Internetprovider müssten mehr dafür tun, den Hass aus dem Internet zu verbannen.

Meir Brand, Chef von Google Israel, erklärte, dass man die Suche nicht zensieren werde. Er sei zwar überzeugt von den von ADL vertretenen Werten, aber man könne Radikalismus und Rassismus nur "durch offene Diskussion, nicht durch Zensur" bekämpfen. Auch wenn etwas von Google zensiert werde, sei es deswegen nicht aus dem Web verschwunden. Einzig Regierungen dürften bestimmen, was zensiert werden müsse – und nicht Google. Ausführlich wurden die Probleme und die Stellung des Unternehmen zu diesem Thema im Google Blog erläutert.

Mit der Kennzeichnung mancher Suchergebnisse hat Google wohl nun versucht, einen Kompromiss zu finden. Aber auch damit dürfte eine Welle der Kritik losgehen, schließlich wird hier eine Gruppe besonders geschützt, während Hass gegen andere ethnische oder soziale Gruppen (Ausländer, Muslime, Schwarze, Zigeneuer etc.) weiterhin auf Webseiten geäußert werden kann und von Google bei der Ausgabe von Suchergebnissen nicht mit Warnhinweisen gekennzeichnet wird. (fr)