"Mobbing-Vorstand" der Telekom Austria verliert Zuständigkeit für Personal

Der stellvertretende Festnetzchef Gernot Schieszler ist nicht mehr für den Personalbereich verantwortlich. Schieszler hatte angekündigt, nicht mehr benötigte, aber unkündbare Beamte durch Klagen zur Annahme von Golden Handshakes drängen zu wollen.

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Statt einer Entlassung gibt es für den Telekom-Austria-Manager Gernot Schieszler eine Arbeitserleichterung. Der stellvertretende Festnetzchef, dessen Aussagen gegenüber Finanzanalysten dem Unternehmen Mobbing-Vorwürfe eingebracht haben, ist nicht mehr für Personalangelegenheiten zuständig. Dies gab Konzernchef Boris Nemsic bei der gestrigen Bilanzpressekonferenz bekannt. Den Personalbereich übernimmt Hannes Ametsreiter, der Festnetzchef sowie Marketingvorstand der Mobilfunkgesellschaft Mobilkom Austria ist. Schieszler hatte angekündigt, nicht mehr benötigte, aber unkündbare Beamte durch Klagen zur Annahme von Golden Handshakes (Sonderzahlung im Fall freiwilliger Selbstkündigung) drängen zu wollen. Ametsreiter saß dabei neben Schieszler, widersprach aber nicht.

Die TA möchte in ihrer Festnetzsparte dieses Jahr 1250 Beamte loswerden. Jene, die nicht freiwillig kündigen, werden unter Fortzahlung ihrer Bezüge (ohne Zulagen) vom Dienst freigestellt. Für diese Bezüge hat die TA im vierten Quartal 2008 632,1 Millionen Euro zurückgestellt, was den Konzern für 2008 in die Verlustzone gerissen hat. Dafür sollen die Bilanzen in den nächsten Jahren positiver ausfallen. Während der Konzernumsatz im Vorjahr um 5,1 Prozent auf 5,17 Milliarden Euro gestiegen ist, drehte das Nettoergebnis von plus 493 Millionen auf minus 49 Millionen Euro. Das EBITDA-Ergebnis (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) fiel um 30,2 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro.

Die österreichische Festnetzsparte verzeichnete einen Umsatzrückgang von 4,4 Prozent auf 2,039 Milliarden Euro. Das EBITDA, das 2007 noch 705 Millionen Euro betragen hatte, ist mit minus 21 Millionen negativ geworden. Der Rückgang der Festnetzanschlüsse konnte durch die Einführung von Kombi-Angeboten aus Telefonie, Breitband-Flatrate, Mobilfunk-SIM-Karten und optional IP-TV verlangsamt werden, sodass im Jahr 2008 statistisch nur jede 25. Zugangsleitung abgeschaltet werden musste (minus 4 Prozent auf 2,34 Millionen Leitungen). In den letzten zwei Monaten des Jahres 2008 wurde sogar ein kleiner Zuwachs verzeichnet. Während die telefonierten Minuten im Jahresvergleich weiter deutlich zurückgingen (minus 9,1 Prozent bei Sprachtelefonie, minus 54 Prozent bei Internet-Wählleitungsminuten), konnte die TA ihren Marktanteil von 60,2 auf 64,6 Prozent deutlich ausbauen. Den alternativen Festnetzanbietern geht es also noch schlechter, als der TA.

Unterdessen gedeiht die Mobilfunksparte weiter. Sowohl Umsatz (plus 11,7 Prozent auf 3,391 Milliarden Euro) als auch EBITDA (plus 13,8 Prozent auf 1,341 Milliarden) konnten trotz der durch EU-Regulierung erzwungenen Roaming-Preissenkungen zweistellig verbessert werden. Die EBITDA-Marge beträgt damit rund 40 Prozent. Alle Mobilfunkgesellschaften (Österreich, Bulgarien, Kroatien, Liechtenstein, Mazedonien, Serbien, Slowenien und Weißrussland) melden steigende Kundenzahlen und Mobilfunk-Umsätze. Insgesamt hatte die Mobilkom Austria Group zum Jahreswechsel 17,8 Millionen Kunden – ein Plus von 15,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Die Dividende soll weiterhin 65 Prozent des Nettoüberschusses, wenigstens aber 75 Cent je Aktie betragen, obwohl für 2008 ein Verlust von elf Cent je Aktie ausgewiesen wird. Für 2009 erwartet die TA etwas geringere Umsätze von rund 5,1 Milliarden Euro und ein gleichbleibendes EBITDA von etwa 1,9 Milliarden Euro. (Daniel AJ Sokolov) (pmz)