Y2K: US-Experten sprechen von Überreaktion
Führungskräfte von Firmen und Regierungsbehörden beklagen öffentlich, die USA hätten die Y2K-Vorbereitungen übertrieben.
Führungskräfte von Firmen und Regierungsbehörden beklagen öffentlich, die USA hätten die Y2K-Vorbereitungen übertrieben. Die Kosten für die Bekämpfung des Jahr-2000-Problems in den USA werden auf 225 Milliarden Dollar beziffert. Russland hat sich dagegen nach Schätzungen der Gartner Group mit nur einem Hundertstel dieser Kosten auf den Jahreswechsel vorbereitet und blieb ebenso von kritischen Computerfehlern verschont wie alle anderen Länder, die bislang Statusmeldungen zur Y2K-Problematik veröffentlicht haben. Lediglich Gambia musste bekennen, dass das Abrechnungssystem der Regierung zusammengebrochen ist.
Während US-Präsidentenberater John Koskinen die amerikanischen Anstrengungen nicht für übertrieben hält, übt der ehemalige Pressechef des Pentagon, Paul Strassmann, harsche Kritik: "Ich denke, man hat uns zum Besten gehalten. [...] Die Pychologie der Y2K-Budgetierung hat die Führungsetagen mit enormen Forderungen konfrontiert, die rational überhaupt nicht vertretbar waren." Auch David Starr, Pressesprecher von 3Com, sagt, die US-Aufwendungen für Y2K-Fixes seien "um Größenordnungen übertrieben" gewesen.
Professor Leon A. Kappelman von der North Texas University räumt ebenfalls ein, dass es einige Geldverschwendung gegeben habe: "Ich weiss von vielen Rechnerbeschaffungen wegen des Y2K-Problems, die wirklich unbegründet waren." Die Manöverkritik bleibt jedoch nicht auf die USA beschränkt. Auch der Chef des slowenischen Katastrophenschutzamts Bojan Usenicnik hat nach dem reibungslosen Jahresbeginn in seinem Verantwortungsbereich den Rücktritt angeboten, weil er sich als Sündenbock für die Verunsicherung der Landesbevölkerung fühlt. (hps)