Sechs Server-Mainboards im flachen Rack-Einschub

Rackable Systems packt sechs Mini-ITX-Mainboards in einen einzigen 1-HE-Einschub und lobt die Vorzüge von "Physifizierung" statt Virtualisierung.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 14 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Der US-amerikanische Serverhersteller Rackable Systems stellt mit der MicroSlice-Produktlinie besonders dicht gepackte, aber dennoch vergleichsweise billige Serversysteme vor. Anders als teurere Blade-Server, bei denen die jeweiligen Hersteller auf Mainboards in Spezialformaten und teilweise auch Speichermodule in (Very-)Low-Profile-Bauform setzen, verwendet Rackable preiswerte Standardkomponenten, nämlich Mini-ITX-Mainboards. In das sogenannte CloudRack-Tray TR1000-AT1, einem 1-HE-Einschubserver für die auf hohe CPU-Packungsdichte ausgelegten CloudRack-Schränke, pack Rackable sechs Mainboards, die jeweils mit einem AMD Athlon X2 und zwei DIMM-Steckfassungen bestückt sind. Jedes der Serverboards ist mit einer 2,5-Zoll-Festplatte verbunden. Als maximale Leistungsaufnahme pro Server nennt Rackable 72 Watt; die einzelnen Boards werden mit 12 Volt Gleichspannung versorgt. Rackable nutzt bei vielen Produkten eine zentrale Gleichstromversorgung, um Wandlungsverluste zu minimieren und die Packungsdichte steigern zu können, so wie es auch bei Blades üblich ist.

Rackable empfiehlt die MicroSlice-Server für Einsatzfälle, wo es auf möglichst geringe Kosten pro Server ankommt. So könnten laut Hersteller etwa auch die Kosten und der Aufwand für die Virtualisierung von Servern eingespart werden; eher als Marketing-Gag ist wohl der Begriff "Physicalization" (Physifizierung) als Gegensatz zur Virtualisierung gemeint. Unter dem Aspekt der Energieeffizienz dürften virtualisierte Systeme pro Server beziehungsweise pro virtuelle Maschine (VM) meistens deutlich besser abschneiden, weil sich inbesondere die Leerlaufleistungsaufnahme dann auf mehrere VMs verteilt.

Rackable bietet mit dem TR1000-ATP1 auch eine MicroSlice-Variante mit drei Boards an, die jeweils besser ausgestattet werden können, nämlich etwa mit Quad-Core-Prozessoren und vier Speichermodulen. Schließlich gibt es auch zwei neue Server-Einschübe mit halber Bautiefe und ähnlichem Systemaufbau (C1000-AT1, C1002-AT1). Von den "Half-Depth"-Gehäusen passen je zwei in ein Server-Rack mit normaler Bautiefe.

Allen neuen Rackable-Maschinen gemein ist der Einsatz von billigeren x64-Prozessoren aus der Desktop-PC-Baureihe von AMD, die billiger sind als die für Server gedachten Opterons der "Single-Socket"-Familie 1000.

Die CloudRack-Gehäuse bieten statt der üblichen 42 Höheneinheiten Netto-Einbauplatz 44 HE, sodass sich mit je sechs Servern pro HE insgesamt 264 Server mit 528 CPU-Kernen in ein Rack quetschen lassen. Mit Blades ist allerdings etwa die doppelte Zahl an CPU-Kernen möglich. Begrenzend wirken hier auch Stromversorgungs- und Kühlungskapazität des jeweiligen Rechenzentrums: Bei 72 Watt pro Server würde ein voll bestücktes CloudRack unter Volllast rund 19 Kilowatt in Wärme verwandeln.

Die Idee, mehrere Boards in ein gemeinsames Server-Gehäuse zu packen, ist nicht neu; solche Lösungen – mit gemeinsamen oder separaten Netzteilen – gibt es etwa auch von Intel, Supermicro oder Tyan; VIA hatte das Konzept schon vor einigen Jahren vorgeführt, Synergy Global Technologies packt gleich vier VIA-EPIA-Boards in ein Gehäuse. Seltener findet man auch "Half-Width"-Server, von denen mit einem Montagerahmen zwei nebeneinander in einer Standard-Höheneinheit (4,45 Zentimeter) Platz finden. (ciw)