Fluggesellschaften sollen Fingerabdrücke abnehmen

USA: Ausreisende Passagiere müssen künftig mit einem weiteren Sicherheitscheck rechnen

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Von
  • Thomas Pany

Die amerikanische Regierung wird am heutigen Dienstag die kommerziellen Flug- sowie die Kreuzfahrtlinien anweisen, dass sie sich darauf vorbereiten, künftig jedem Ausländer digitale Fingerabdrücke abzunehmen, bevor er das Land verläßt. Wie die Washington Post berichtet, traf diese Sicherheitsinitiative in der Tourismusbranche auf einigen Gegenwind, weil ihre Durchführung als sehr kostenintensiv und aufwendig gilt.

Über 2,3 Milliarden Dollar könnte die neue Regelung den Fluggesellschaften in den nächsten zehn Jahren kosten, so eine Schätzung aus dem Department of Homeland Security. Vertreter der Tourismusindustrie veranschlagen die wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Unternehmen, die Passagiere und die Regierung insgesamt auf etwa 3,5 Milliarden Dollar. Mit der heutigen Ankündigung, die Teil eines umfassenden Sicherheitsprogramms ("US-VISIT-Program") ist, das Besucher der USA betrifft, hofft das Heimatschutzministerium ein prägnantes Signal in der anhaltenden Auseinandersetzung mit den Fluggesellschaften zu setzen.

Noch vor Kurzem hatte sich der Chef des Ministeriums, Michael Chertoff, polemisch gefragt, ob es Sache der Fluggesellschaften sein solle, darüber zu bestimmen, wer über die Personen Bescheid wissen sollte, die das Land verlassen, oder ob dies Sache der amerikanischen "Bevölkerung" sei. Laut einem Vertreter der Fluggesellschaften, der von der Washington Post zitiert wird, ist es aber auch Sache der Regierung, die Regelung umzusetzen und die Fingerabdrücke zu sammeln. Den Fluggesellschaften sei nicht zuzumuten, Fingerabdrücke von geschätzten 33 Millionen Fluggästen, die jährlich von US-Boden aus abfliegen, zu nehmen. Verspätete Abflüge und verfehlte Anschlussflüge wären demnach die unausweichliche Folge.

Unklar ist noch, wo die Fingerabdrücke abgenommen werden sollen – an den Check-In-Schaltern, den Abflug-Gates oder an eigens eingerichteten Schaltern zwischen den beiden Stationen am Flughafen. Nach einer 60-tägigen Versuchsfrist könnte das Department of Homeland Security entscheiden, wo die Fingerabdrücke abgenommen werden; laut einem US-Offiziellen könnte es die Entscheidung aber auch den Fluggesellschaften überlassen.

Das US-VISIT-Programm des Department of Homeland Security basiert auf einem Gesetz, das die Empfehlungen der 9/11-Kommission berücksichtigt. Der amerikanische Kongress hat dem Ministerium eine Frist bis zum Juni nächsten Jahres gesetzt, um das Fingerabdruck-Programm für ausreisende Passagiere in die Praxis umzusetzen. Sollte dies nicht fristgemäß geschehen, dann darf die Regierung die Anzahl jener Staaten, deren Angehörige die USA ohne eigenes Visum besuchen dürfen, nicht ausweiten. Bislang gilt diese Regelung für 27 Staaten. Südkorea und Griechenland warten laut Zeitungsbericht auf eine entsprechende Ausweitung. ()