Yahoo mit gutem Quartalsergebnis

Mit einem überraschend guten Ergebnis sieht Yahoo seine Position im Übernahmepoker mit Microsoft gestärkt. Die Wall Street zeigte sich jedoch weitgehend unbeeindruckt von den Quartalszahlen.

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Microsoft hatte vorgebaut: Redmond werde sein Übernahmeangebot nicht erhöhen, egal wie gut Yahoos Ergebnis ausfalle, meinte Microsoft-CEO Steve Ballmer noch am gestrigen Dienstag. Trotzdem ließ es sich Yahoo-Chef Jerry Yang nicht nehmen, das solide Quartalsergebnis seines Internetkonzerns als Beleg dafür zu nehmen, dass Microsofts Angebot zu niedrig sei. Eine Übernahme, zu der es nach übereinstimmender Meinung der Beobachter früher oder später kommen wird, konnte allerdings auch Yang nicht ausschließen: "Wir sind weiter für alles offen, auch für ein Geschäft mit Microsoft".

Nach Handelsschluss an der Wall Street legte Yahoo am späten Dienstagabend das Ergebnis des ersten Quartals 2008 vor. Dank des Börsengangs des chinesischen Internetanbieters Alibaba, an dem Yahoo eine Minderheitsbeteiligung hält, wuchs der Quartalsgewinn im Jahresvergleich von 142 Millionen US-Dollar (0,10 US-Dollar pro Aktie) auf 542 Millionen Dollar (342 Millionen Euro) oder 0,37 US-Dollar pro Aktie. Ohne Einmaleffekte beträgt der Gewinn pro Aktie 0,11 US-Dollar. Der Umsatz legte um knapp neun Prozent von 1,67 auf 1,82 Milliarden Dollar zu. Ohne die an Partner weitergereichten Umsätze (Traffic Acquisition Costs, TAC) betrug der Umsatz 1,35 Milliarden US-Dollar, das ist ein Plus von 14 Prozent gegenüber 1,18 Milliarden US-Dollar im Vorjahr. "Wir sind sehr stolz auf unsere Ergebnisse", sagte Yang. Sein Unternehmen werde daher keinem Geschäft zustimmen, das es zu niedrig bewerte.

Mit den Zahlen, die im oberen Bereich der Prognosen liegen, übertraf Yahoo zwar die Erwartungen der Analysten. Die befürchteten Auswirkungen der Krise an den Finanzmärkten blieben im Rahmen, trotzdem waren die Finanzexperten nicht ganz zufrieden. So freut man sich an der Wall Street über ein solides Wachstum bei Anzeigenumsätzen auf der Yahoo-Plattform (plus 18 Prozent), zeigte sich jedoch angesichts eines schwächeren Wachstums im internationalen Geschäft enttäuscht. Yahoo zufolge ließ das Online-Anzeigengeschäft in Branchen wie Finanzen, Reisen und Einzelhandel aufgrund der schwachen Wirtschaftslage im ersten Quartal und zu Beginn des zweiten nach. Das Unternehmen erwarte daraus jedoch keine wesentliche Schwächung, erklärte Finanzchef Blake Jorgensen, weil der Zufluss von Anzeigenerlösen aus den Printbudgets helfe, das aufzufangen.

Die guten Quartalszahlen könnten Beobachtern zufolge die Chancen für Yahoo auf ein höheres Übernahmeangebot durch Microsoft leicht erhöhen. Viele Experten glauben zudem, dass der Softwarekonzern letztlich mit der Übernahme erfolgreich sein wird. Microsoft will Yahoo für ursprünglich knapp 45 Milliarden Dollar (28 Milliarden Euro) übernehmen und vereint die Dominanz des Rivalen Google bei der Online-Suche und Internet-Werbung brechen. Yahoo ist der Preis zu niedrig. Der Konzern sucht seit Wochen nach alternativen Allianzen etwa mit Google und dem Online-Portal AOL des Time Warner-Konzerns. Auch der Medienmogul Rupert Murdoch ist involviert.

Microsoft bekräftigte laut Berichten erneut, seine Offerte nicht aufstocken zu wollen. An diesem Wochenende läuft ein Ultimatum für Yahoo aus: Gelingt bis dahin keine Einigung, plant der Windows-Konzern eine feindliche Übernahme gegen den Widerstand des Yahoo-Managements. Microsoft legt seine Quartalszahlen am morgigen Donnerstag nach US-Börsenschluss vor.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Yahoo in US-Dollar

Quartal Umsatz Nettogewinn/
-verlust
1/96 1,7 Mio. -0,18 Mio.
2/96 3,3 Mio. -1,7 Mio.
3/96 5,6 Mio. -1,7 Mio.
4/96 8,9 Mio. -0,66 Mio.
1/97 10,7 Mio. -1,4 Mio.
2/97 14,3 Mio. -22,2 Mio.
3/97 18,7 Mio. 0,1 Mio.
4/97 26,6 Mio. -1,9 Mio.
1/98 30,6 Mio. 3,2 Mio.
2/98 44,9 Mio. -14,8 Mio.
3/98 66,3 Mio. 4,2 Mio.
4/98 76,4 Mio. 18,5 Mio.
1/99 86,1 Mio. 16,4 Mio.
2/99 115,2 Mio. -15,1 Mio.
3/99 155,1 Mio. 14,8 Mio.
4/99 201,1 Mio. 44,7 Mio.
1/00 228,5 Mio. 77,9 Mio.
2/00 270,1 Mio. 74,0 Mio.
3/00 295,5 Mio. 47,7 Mio.
4/00 310,9 Mio. -97,8 Mio.
1/01 180,2 Mio. -11,5 Mio.
2/01 182,2 Mio. -48,5 Mio.
3/01 166,1 Mio. -24,1 Mio.
4/01 188,9 Mio. -8,7 Mio.
1/02 192,7 Mio. -53,6 Mio.
2/02 225,8 Mio. 21,4 Mio.
3/02 248,8 Mio. 28,9 Mio.
4/02 285,8 Mio. 46,2 Mio.
1/03 282,9 Mio. 46,7 Mio.
2/03 321,4 Mio. 50,8 Mio.
3/03 356,8 Mio. 65,3 Mio.
4/03 511,3 Mio. 75,02 Mio.
1/04 758,0 Mio. 101,00 Mio.
2/04 832,3 Mio.
(609 Mio. ohne TAC)
112,5 Mio.
3/04 906,7 Mio.
(655 Mio. ohne TAC)
253,3 Mio.
4/04 1077,7 Mio.
(785 Mio. ohne TAC)
372,5 Mio.
1/05 1173,7 Mio.
(821 Mio. ohne TAC)
204,6 Mio.
2/05 1253 Mio.
(875 Mio. ohne TAC)
192 Mio.
(754,7 Mio.*)
3/05 1329 Mio.
(932 Mio. ohne TAC)
253,8 Mio.
4/05 1501 Mio.
(1068 Mio. ohne TAC)
683 Mio.
1/06 1567 Mio.
(1088 Mio. ohne TAC)
159,9 Mio.
2/06 1576 Mio.
(1123 Mio. ohne TAC)
164 Mio.
3/06 1580 Mio.
(1121 Mio. ohne TAC)
158 Mio.
4/06 1702 Mio.
(1228 Mio. ohne TAC)
269 Mio.
1/07 1672 Mio.
(1183 Mio. ohne TAC)
142 Mio.
2/07 1698 Mio.
(1244 Mio. ohne TAC)
161 Mio.
3/07 1768 Mio.
(1283 Mio. ohne TAC)
151 Mio.
4/07 1832 Mio.
(1403 Mio. ohne TAC)
206 Mio.
1/08 1817 Mio.
(1352 Mio. ohne TAC)
542 Mio.**
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** Inkl. Einmaleffekte aus Börsengeschäften
(vbr)