Amerikanische Wahlkämpfer arbeiten mit "Microtargeting"

Mittels immer feinerem Data Mining sollen gezielt immer kleinere Wählergruppen auf ihre speziellen Interessen angesprochen werden

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Von
  • Peter Mühlbauer

Beim Microtargeting sollen mögliche Wähler gezielt auf bestimmte eigene Interessen angesprochen werden. Barack Obama lässt die Firma Strategic Telemetry mit solchen Verfahren für sich arbeiten, Hillary Clinton die Firma Penn, Schoen and Berland Associates.

Technische Grundlage des Microtargeting ist die Vorhersageanalyse ("Predictive Analytics"). Dabei werden relativ genaue Annahmen über Einkommen und Konsumgewohnheiten gemacht und mit politischen Empfänglichkeiten in Verbindung gebracht. Für eine grobe Einstufung reicht die Postleitzahl, genauere Angaben ergeben sich durch Zukauf aus Datenbanken, in die Verbraucher beispielsweise durch Verträge, Rabattkarten oder online gestellte Informationen geraten können.

George W. Bush konnte mit dieser Methode bereits 2004 nachvollziehbare Erfolge verbuchen, als er bildungsinteressierte Latino-Mütter in New Mexico gezielt mit Werbematerial für sein No-Child-Left-Behind-Programm versorgte. Diesen Erfolg versuchen die Demokraten zu wiederholen, indem sie derzeit elektronisch nach umweltbewussten Christen fahnden, welche sie den Republikanern als Wähler abspenstig machen wollen.

Freilich können die Informationen auch dazu benutzt werden, um Wähler mehr oder weniger gezielt anzulügen: Im Wahlkampf des mittlerweile ausgeschiedenen republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney hatte die von ihm beauftragte Firma TargetPoint herausgefunden, dass sich nicht nur Besserverdiener potentiell für sein Wahlprogramm begeistern ließen, sondern auch solche, die zwar gerne Besserverdiener wären, aber lediglich mehr Geld ausgaben, als ihr Einkommen eigentlich erlaubte. Diese Wähler wurden dann von Romneys Wahlkampfteam gezielt angesprochen – allerdings nicht mit der "vollen Wahrheit", wie sie Stephen Levy in der Washington Post sehr pointiert formulierte: "Hallo! Unseren Informationen zufolge leben Sie über Ihre Verhältnisse – möchten Sie nicht auch über Ihre Verhältnisse wählen?" (pem)