Österreichischer Provider UPC testet Sitefinder-Dienst

Bei Chello, Inode und Telesystem wurde ein Adressfehler-Dienst aktiviert, der fehlerhafte URL-Aufrufe zu Ergebnissen einer Suchmaschine umleitet. Verisign scheiterte mit einem vergleichbaren Dienst am Widerstand der User und der ICANN.

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Der österreichische Internet-Provider UPC hat bei seinen Internetzugängen (Chello, Inode, Telesystem) einen Adressfehler-Dienst aktiviert, der fehlerhafte URL-Aufrufe zu Ergebnissen einer Suchmaschine umleitet. Wenn sich ein Kunde bei der Eingabe der Domain vertippt, erhält er statt einer Fehlermeldung eine Seite mit Suchergebnissen und Werbelinks (Beispiel). Tiscali hatte 2005 ein gleichartigen Dienst eingeführt. Verisign hatte 2003 ein ähnliches Verfahren namens Sitefinder gestartet, das Aufrufe nicht existierender .com- und .net-Domains umleitete. Nach Userprotesten und einer Ablehnung durch die Internet-Verwaltung ICANN scheiterte Verisign auch mit einer Klage vor Gericht und musste den Sitefinder einstellen.

Ein UPC-Sprecher erklärte gegenüber heise online, dass es sich bei dem neuen Dienst um einen Testlauf handle, der Mitte August begonnen wurde und einige Monate dauern werde. Das Angebot solle helfen, wenn sich Kunden vertippten. Eine Deaktivierung ist zwar möglich, dazu braucht es aber fünf Klicks, ein Formular und Geduld, weil erst ein Support-Mitarbeiter die Abschaltung im Einzelfall manuell durchführen muss. Da der Dienst als Service vor allem für Einsteiger gedacht sei, habe sich UPC gegen ein Opt-In-Modell entschieden. Neukunden würden sich für so etwas nicht anmelden.

Wie viele Hits es geben werde, sei mangels Erfahrung nicht abschätzbar. Zumindest in der Testphase würde UPC auch keine Einnahmen daraus generieren. Chello-Kunden hatten sich bei heise online vor allem darüber beschwert, dass die Suchergebnisse auch angezeigt würden, wenn eine korrekte Domain aufgerufen werde, der Server aber nur momentan offline sei oder wegen Überlastung langsam reagiere. Dabei würde fälschlich der Eindruck erweckt, eine Domain sei falsch. Der UPC-Sprecher wollte das "nicht in Abrede stellen". Es könne ein Ergebnis des Testlaufs sein, dass die Time-Out-Periode verlängert werden müsse.

Wie der Suchmaschinenbetreiber die bei den Aufrufen anfallenden Daten verarbeitet konnte der UPC-Sprecher nicht sagen. Er betonte aber, dass UPC von sich aus keine kundenbezogenen Daten herausgebe. Wenn sich der Adressfehler-Service bewährt und es nicht viele Kundenbeschwerden gibt, soll er auch von UPC-Schwestergesellschaften in anderen Ländern eingeführt werden. (Daniel AJ Sokolov) / (jk)