Offener Brief: Bundeskanzlerin soll Künstlerrechte schützen

Rund 200 teilweise prominente Künstler haben einen vom Bundesverband Musikindustrie verfassten offenen Brief an Angela Merkel unterzeichnet, in dem die Bundeskanzlerin aufgefordert wird, sich für den Schutz des geistigen Eigentums einzusetzen.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Dieser offene Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel erscheint am Freitag ganzseitig in drei großen Tageszeitungen.

Rund 200 teilweise prominente Künstler haben einen vom Bundesverband Musikindustrie verfassten offenen Brief an Angela Merkel unterzeichnet, in dem die Bundeskanzlerin aufgefordert wird, sich für den Schutz des geistigen Eigentums einzusetzen und das Thema "zur Chefsache" zu machen. Anlass des offenen Briefs, der am morgigen Freitag als ganzseitige Anzeige in der Süddeutschen Zeitung, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der tageszeitung erscheinen soll, ist der von der World Intellectual Property Organization (WIPO) ausgerufene "Tag des geistigen Eigentums", der am Samstag (26. April) ansteht.

"Als Komponisten und Musiker, Schriftsteller und Verleger, als Schauspieler und Filmemacher begrüßen wir es sehr, dass mit diesem Tag das Bewusstsein für den Wert geistigen Eigentums gestärkt werden soll", formuliert der Bundesverband Musikindustrie. "Denn leider müssen wir täglich mit ansehen, wie das Recht auf einen angemessenen Schutz unserer Werke missachtet wird. Vor allem im Internet werden Musik, Filme oder Hörbücher millionenfach unrechtmäßig angeboten und heruntergeladen, ohne dass die Kreativen, die hinter diesen Produkten stehen, dafür eine faire Entlohnung erhalten."

Allein in Deutschland seien im vergangenen Jahr über 300 Millionen Musikstücke illegal aus dem Internet heruntergeladen worden, heißt es weiter. Dies sei zehnmal mehr, als legal verkauft worden seien. Mehrere Millionen Menschen würden sich regelmäßig aus "Internet-Tauschbörsen und anderen illegalen Quellen" im Netz bedienen. "Und obwohl damit nicht nur die Betroffenen, sondern auch die Allgemeinheit durch Steuerausfälle und Arbeitsplatzverluste geschädigt werden, schaut der Staat bisher nahezu unbeteiligt zu", kritisieren die Verfasser. Nachdem sich die Bundeskanzlerin in China bereits vorbildlich für die Interessen der deutschen Industrie beim Thema Produktpiraterie eingesetzt habe, solle sie dies auch in Deutschland für mehr Respekt vor dem Schutz geistigen Eigentums tun.

In Anspielung auf geforderte Überwachungsmaßnahmen seitens der Provider stellen die Autoren des offenen Briefs die Behauptung in den Raum, allein 70 Prozent des Internetverkehrs in Deutschland entfielen auf "die – leider meist illegale – Tauschbörsennutzung". Und weiter: "Aber während beispielsweise die milliardenschwere Telekommunikationsindustrie massiv von der Nutzung illegaler Inhalte profitiert, verweigert sie beim Schutz geistigen Eigentums die Verantwortung." Als europäische Musterschüler in Kampf gegen illegales Filesharing werden Frankreich und England angeführt. So sollen etwa in Großbritannien ab 2009 gesetzliche Vorgaben für Provider gelten, nach denen Internet-Nutzern bei wiederholten Urheberrechtsverletzungen der Zugang gesperrt wird.

Zu den Unterzeichnern des offenen Briefs gehören unter anderem die Filmregisseure Sönke Wortmann, Bernd Eichinger und Faith Akin sowie die Schauspieler Til Schweiger, Renan Demirkan und Detlev Buck. Mit dabei sind auch Musikgruppen wie Tokio Hotel, Monrose, Söhne Mannheims und Juli sowie die Sänger Udo Lindenberg, Reinhard Mey, Peter Maffay, Roger Cicero und LaFee. Unterstützung kommt auch von der Moderatorin Barbara Schöneberger, dem Produzenten Ralph Siegel, dem Komponisten Wolfgang Rihm, der Verlegerin Ulla Unseld-Berkéwicz und dem Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Gottfried Honnefelder. (pmz)