Robocup German Open: Neue Heimat Hannover Messe

Die RoboCup German Open auf der Hannover Messe werden von Veranstaltern und Teilnehmern gleichermaßen als Erfolg gewertet.

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  • Hans-Arthur Marsiske

Am Schluss sah man lauter zufriedene Gesichter. Die RoboCup German Open auf der Hannover Messe werden von Veranstaltern und Teilnehmern gleichermaßen als Erfolg gewertet. Der Ansatz, die offenen deutschen Meisterschaften im Roboterfußball und anderen Disziplinen mit einer Industrieausstellung zu mobiler Robotik zu verknüpfen, scheint sich zu bewähren.

So zeigt Susanne Schütz von der Deutschen Messe AG auf die Frage, wie die Halle 25 für Mobile Roboter und Autonome Systeme angekommen sei, den nach oben gereckten Daumen. Die Aussteller schätzen das gemischte Publikum, sagt sie. Hier seien in den letzten Tagen einige Abschlüsse zustandegekommen. Tatsächlich ergänzten sich Ausstellungsbereich und Spielfelder überraschend harmonisch. Roboter fuhren ganz selbstverständlich zwischen den Messebesuchern herum und wurden kaum als Fremdkörper oder um Aufmerksamkeit bettelnde Werbeartikel wahrgenommen, sondern gehörten einfach dazu. Insofern hat sich der RoboCup nicht nur als Publikumsmagnet bewährt, sondern sorgte auch für eine angenehme, gelockerte Atmosphäre.

Da störte es auch nicht besonders, dass sich für die Turnierdauer von fünf Tagen, die sich an der Dauer der Hannovermesse orientierte, eigentlich zu wenig Teams angemeldet hatten. Einige Ligen, wie die Small Size League, führten dann einfach mehr Vorrundenspiele durch. Andere füllten die Zeit mit technischen Wettbewerben. Wenn etwa humanoide Roboter einen Hindernislauf absolvierten, im Slalom um Säulen herum dribbelten oder das gezielte Pass-Spiel erprobten, gab es immer viele Zuschauer, die das Geschehen interessiert verfolgten. Hans-Dieter Burkhard, Professor für Künstliche Intelligenz an der Berliner Humboldt-Universität und Vizepräsident der International RoboCup Federation, hält daher nichts davon, die Turnierdauer zu verkürzen. In diesen wenigen Tagen des Turniers passiert so viel wie sonst in Monaten nicht, sagt er. Diese Möglichkeit intensiver Begegnungen und Erfahrungen sollte man nicht ohne Not einschränken, sondern stattdessen lieber noch mehr technical challenges einführen.

Ein technisches Highlight des diesjährigen Turniers war auf jeden Fall der humanoide Roboter Nao der französischen Firma Aldebaran, der als Standardroboter den vierbeinigen Aibo von Sony ablösen soll. Die ersten Modelle waren allerdings erst eine Woche zuvor ausgeliefert worden, sodass die Teams keine Zeit hatten, um ihn fürs Fußballspiel zu programmieren. Es blieb bei kurzen Vorführungen, bei denen Nao ein paar Schritte machte und den Zuschauern zuwinkte.

Ebenfalls reinen Demonstrationscharakter hatte der neue blaue Bereich in der Rescue Arena für Rettungsroboter. Hier sollen Manipulationsfähigkeiten der Roboter getestet werden, allerdings war kein Team darauf vorbereitet. Wir hatten unseren Roboterarm zu Hause gelassen, sagt Andreas Birk von der Jacobs University Bremen, dessen Team den Wettbewerb in dieser Liga gewann. Ligenorganisator Adam Jacoff hob bei der Preisverleihung besonders hervor, wie das Jacobs-Team die Aktionen eines ferngesteuerten und eines autonomen Roboters koordinierte.

Den meisten Krach bei der Preisverleihung machte das Team Tech United von der Technical University Eindhoven, das komplett mit Holzpantoffeln auf die Bühne kam, um den Siegerpokal in der Middle Size League in Empfang zu nehmen. In einem packenden Halbfinale war es den Niederländern gelungen, den amtierenden Weltmeister Brainstormers Tribots von der Universität Osnabrück mit 2:1 zu schlagen. Bei den zwei hoch geschossenen Bällen hatte der Brainstormers-Torwart keine Chance, zu reagieren. Das Finalspiel gegen die CoPS von der Universität Stuttgart war dann leider deutlich zäher und unansehnlicher, wozu auch wiederholte Ausfälle des WLANs beitrugen. Da es nach Ablauf der regulären Spielzeit 1:1 stand, mussten Strafstöße über den Turniersieg entscheiden. Von fünf Versuchen konnten die Stuttgarter nur einen verwandeln. Die Niederländer, die danach an der Reihe waren, brachen beim zweiten Treffer in lauten Jubel aus.

Unabhängig von den Platzierungen im einzelnen, die auf der Homepage der German Open detailliert aufgelistet sind, war das Turnier aber für alle Teams ein wichtiger und wertvoller Test, um sich auf die RoboCup-Weltmeisterschaft im kommenden Juli in Suzhou vorzubereiten. Diese Möglichkeit wird es auch in den kommenden Jahren geben: Die Zusammenarbeit von RoboCup und Hannover Messe ist vertraglich vorerst bis 2011 vereinbart.

Hans-Arthur Marsiske / (jo)