BND-Aktion in Afghanistan wirft weitere Fragen auf

Nachdem bekannt wurde, dass der BND offenbar nicht allein den afghanischen Handelsminister Amin Farhang, sondern das komplette Ministerium abgehört wurde, korrigierte ein BND-Sprecher einen Bericht des Nachrichtenmagazins "Spiegel".

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Von
  • Detlef Borchers
  • Carsten Meyer

Das Rätselraten über die Abhöraktion des BND in Afghanistan kann weitergehen: Nachdem bekannt wurde, dass der BND offenbar nicht allein den afghanischen Handelsminister Amin Farhang, sondern das komplette Ministerium abgehört wurde, korrigierte ein BND-Sprecher einen Bericht des Spiegel. Gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung erklärte der Sprecher, dass nicht das persönliche Mail-Fach des Ministers auf Yahoo von der Abhöraktion betroffen gewesen sei, wie im Spiegel behauptet. Vielmehr sei es so, dass der gesamte Mail-Verkehr des Handelsministeriums über Yahoo abgewickelt wurde.

Sollte die neue Aussage des BND stimmen, so haben die Auslandsaufklärer möglicherweise nur über Yahoo eine Ausleitung der Mail-Kommunikation veranlasst und nicht das Computer-Netzwerk des Handelsministeriums in Afghanistan kompromittiert. Nach Informationen des Spiegel wurde nicht nur die Festplatte des afghanischen Ministers ausgeforscht, sondern das gesamte Computernetzwerk des Ministeriums. Dabei sollen dem BND über 30 E-Mails in die Hände gefallen sein, die Farhang mit der Spiegel-Reporterin Susanne Koelbl gewechselt hatte.

Unterdessen wird die Abhöraktion, für die sich Außenminister Frank-Walter Steinemeier (SPD) telefonisch bei seinem afghanischen Kollegen Rangin Dadfar-Spanta entschuldigt hat, von Geheimdienstexperten relativiert. So zitiert der Tagesspiegel Sicherheitsexperten mit der Behauptung, amerikanische und britische Geheimdienste würden die gesamte afghanische Regierung mit technischen Mitteln "komplett" beobachten und außerdem einzelne Regierungsmitglieder observieren lassen. Hier gäbe es kein Tabu und keine Alternative, weil die afghanische Regierung Kontakt mit den Taliban pflege und den Handel mit Rohopium nicht gestoppt habe.

Wie prekär die Lage in Afghanistan ist, zeigen neueste Berichte, nach denen Taliban-Kämpfer einen Anschlag auf den Präsident Hamid Karsai auf einer Gedenkfeier zum Rückzug der sowjetischen Streitkräfte verübten, den der Präsident unverletzt überlebte. (Detlef Borchers)/ (cm)