LinuxCon Europe: Torvalds wünscht sich Desktop-Erfolg

Linus Torvalds wünscht sich einen größeren Erfolg von Linux auf Desktop-PCs, denn für solche habe er Linux schließlich gestartet. Das sagte er auf einer Konferenz, in dessen Umfeld er mit wichtigen Kernel-Entwickler die weitere Marschrichtung diskutierte. Videos und Präsentationsfolien der Konferenzen liefern eine Fülle an Informationen zu aktuellen Entwicklungen rund um Linux.

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Von
  • Thorsten Leemhuis
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Linus Torvalds (links) und Dirk Hohndel.

Ein Highlight der Mitte August in Edinburgh abgehaltenen LinuxCon Europe 2013 war das Podiumsgespräch, in dem sich Intels Chief Linux and Open Source Technologist Dirk Hohndel mit Linus Torvalds über die aktuelle und zukünftige Entwicklung von Linux unterhalten haben. Der Linux-Erfinder erklärte dabei, er sei mit dem aktuellen Entwicklungsmodell des Linux-Kernels sehr zufrieden, das zirka alle zehn Wochen neue Kernel-Versionen mit größeren Überarbeitungen hervorbringt. Diesen Prozess zu bremsen oder sich gelegentlich bei einer Version auf Fehlerkorrekturen zu konzentrieren sei nicht sinnvoll, denn die ihm zuarbeitenden Entwickler scherten sich darum vielfach ohnehin nicht; stattdessen würden sie weiter Änderungen vorantreiben, an denen sie ohnehin arbeiten. Ein Bremsen der Entwicklung würde daher nur zu einem Rückstau führen, sodass für eine spätere Version mehr Änderungen eingereicht würden. Das würde die Entwicklung verkomplizieren.

Aus dem Publikum kam unter anderem die Frage, was Torvalds Hoffnungen für den Linux-Kernel und das Open-Source-Ökosystem seien. An dieser Stelle dachte Torvalds erst einige Sekunden nach, bevor er erläuterte, er habe Linux als Betriebssystem für seinen Desktop-PC entwickelt. Der Linux-Kernel arbeite dieser Tage in vielen verschiedenen Bereichen überaus gut, aber eben nicht auf Desktops. Torvalds zeigte sich enttäuscht über diese Tatsache und beklagte, die Entwickler von Desktop-Oberflächen kämpften zu viel miteinander und würden viele Dinge schlecht machen. Torvalds wünscht sich eine bessere Zusammenarbeit der Desktop-Entwickler, um technische Probleme lösen, statt etwa den Login-Bildschirm immer schöner zu machen.

Auf Steams Linux-Ambitionen angesprochen antwortete Torvalds eine Weile später, er liebe die Steam-Ankündigungen; sie seien vielleicht eine Gelegenheit, die Linux auf Desktops voranbringe. In dem als YouTube-Video abrufbaren Gespräch ging Torvalds noch auf viele andere Themen ein. Eine Lizenzänderung beim Linux-Kernel werde es etwa nicht geben – unter anderem, weil es letztlich unmöglich sei, alle Entwickler mit Copyright am Kernel zu so einer Änderung zusammen zu bekommen. Zur Frage, wohin sich Linux entwickle, sagte Torvalds, es gebe keinen Plan; wie in der Biologie setze sich durch, was am besten funktioniert.

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Bei YouTube ist auch eine Video-Aufzeichung des Kernel Panel abrufbar, bei dem Stable- und Longterm-Maintainer Greg Kroah-Hartman, ARM-Entwickler Will Deacon, Hobby-Entwickler Sebastian Hesselbarth und Scheduler-Entwickler Peter Zijlstra über die Entwicklung von Linux reden. In der von LWN.net-Chef Jonathan Corbet moderierten Sitzung diskutierten die Entwickler unter anderem darüber, ob man dem SELinux-Code im Kernel, der von der NSA stammt, vertrauen könne. Kroah-Hartman bezeichnete die SELinux-Entwickler in seiner Antwort als vertrauenswürdiges Mitglied der Community.

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Es wurde auch über das Jahr-2038-Problem gesprochen und wie Hobby-Entwickler leichter in der Kernel-Community Fuß fassen können. Zudem kamen die Teilnehmer des Kernel Panel wieder auf den Sicherheitsaspekt zurück und diskutierten darüber, ob ein Entwickler vorsätzlich böswilligen Code einbringen könne. Ausgeschlossen hat das keiner. Die Entwickler merkten aber an, dass das Entwicklungsmodell auf Vertrauen basiere und es immer nachvollziehbar sei, wer einen Fehler eingeschleust habe. Laut Kroah-Hartman seien sicherheitskritische Fehler dabei bislang immer mit Dummheiten der Entwicklung erklärbar gewesen.