Studie: Nur jeder zweite Internetnutzer liest Datenschutzbestimmungen

Als Grund gaben die meisten Befragten an, dass es einfach zu lange dauern würde, die Bestimmungen zu lesen. 47 Prozent erklärten, dass ein Datenschutz-Gütesiegel eine geeignete Maßnahme sei, um das Vertrauen in Anbieter von Internetdiensten zu steigern.

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Von
  • Christiane Schulzki-Haddouti

Nur die Hälfte der Web-Nutzer liest die Datenschutzbestimmungen von Internet-Diensteanbietern durch. Zu diesem Ergebnis kommt die TNS-Infratest-Studie zum "Bewusstseinswandel im Datenschutz", die Microsoft Deutschland heute gemeinsam mit dem Deutschen Digital Institut in Berlin vorstellt. Befragt wurden 1014 Internetnutzer Ende 2008 in Deutschland. Als Grund gaben drei Viertel der Nicht-Leser an, dass es ihnen einfach zu lange dauert. 13 Prozent haben bislang einfach nicht daran gedacht, die Bestimmungen zu lesen. 14 Prozent lesen die Datenschutzbestimmungen grundsätzlich nicht, weil sie ihnen misstrauen.

Tom Köhler, bei Microsoft Deutschland zuständig für Informationssicherheit und Kommunikation, zieht aus diesem Befund folgenden Schluss: "Die Datenschutzbestimmungen müssen kürzer und verständlicher werden. Hier sind nicht nur Datenschützer, sondern auch Hersteller gefragt." Diese müssten entsprechende Tools entwickeln. Köhler verweist dabei auf den neuen Internet Explorer, der etwa über sogenannte "Extended Validation Zertifikate" mit Hilfe eines grünen Balkens anzeigt, ob ein Unternehmen hinsichtlich seiner Angaben bereits überprüft wurde und ob zum Beispiel ein gültiger Handelsregistereintrag existiert.

Studienleiter Jo Groebel stellt klar: "Behörden und Datenschützer müssen die Bestimmungen auch in verständlicher, kurzer und prägnanter Form veröffentlichen". Von den Unternehmen erwarteten die Nutzer im Sinne einer Selbstverpflichtung Abstinenz bei Datensammlung, Weitergabe und individualisierter Auswertung. Dies sollten Unternehmen, so Groebel in "unabhängig kontrollierten Gütesiegeln sichtbar" machen können. So sind 47 Prozent der Befragten der Meinung, dass ein Datenschutz-Gütesiegel eine geeignete Maßnahme ist, um das Vertrauen in Anbieter von Internetdiensten zu steigern.

Köhler fordert ebenfalls "Kontrollmöglichkeiten, Klarheit und Transparenz", die sowohl von der Wirtschaft als auch der Politik unterstützt werden müssten. "Die einzige Chance ist weiterhin Transparenz zu zeigen. Uns ist klar geworden, dass mehr Transparenz nur über ein Datenschutzsiegel erreichbar ist", verdeutlicht Köhler. Microsoft hat erst kürzlich die "Microsoft Software Protection Plattform", über welche die Gültigkeit der Software-Lizenzen geprüft wird, vom Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz in Schleswig-Holstein mit einem europäischen Gütesiegel zertifizieren lassen. Im Laufe des Auditprozesses musste Microsoft, so gesteht Köhler, "einiges anpassen".

Von dem derzeit vorliegenden Gesetzesentwurf für ein Auditverfahren, das ein einstufiges Verfahren vorsieht, zeigt sich Köhler allerdings nicht überzeugt: "Aufgrund unserer Erfahrungen sprechen wir uns für ein zweistufiges Auditverfahren mit einem unabhängigen Auditor und einem unabhängigen Zertifizierer aus. Nur so können wir wirklich einen Mehrwert darstellen."

15 Prozent der über 1000 Befragten waren bisher von Datenmissbrauch betroffen, 40 Prozent halten die Gefahr eines Missbrauchs für hoch. Groebel, Direktor des Deutschen Digital Instituts, weist jedoch darauf hin, dass Bürger sich "nicht mehr als Opfer anonymer Mächte sehen, sondern sehr konkret die möglichen Quellen von Datenmissbrauch benennen können." Die meisten ergreifen eine Reihe von Schutzmaßnahmen: Sie aktualisieren regelmäßig ihre Virenprogramme, haben eine Firewall installiert und öffnen auch keine E-Mail-Anhänge von unbekannten Absendern. Allerdings ändern nur 36 Prozent der Internetnutzer regelmäßig ihr Passwort.

46 Prozent der befragten Internetnutzer meinen denn auch, sie müssen selbst für die Sicherheit der Daten sorgen, nur 14 Prozent sehen die Behörden in der Pflicht, 21 Prozent die Internetanbieter. Entsprechend hat auch die Hälfte ein schlechtes Gewissen. Sie glaubt, dass sie nicht ausreichend für den Schutz der Daten sorgt. Gerade jüngere Internetnutzer zwischen 14 und 29 Jahren geben deutlich häufiger Informationen von sich preis als ältere Nutzer. Dazu gehören E-Mail-Adresse, Name, Geburtsdatum (über 50 Prozent) sowie Fotos von sich selbst (40 Prozent), Hobbies (38 Prozent) und sogar die Adresse (28 Prozent). (Christiane Schulzki-Haddouti) / (pmz)