Microsoft sieht Rückgang der Virengefahr, aber steigende Infektionen

In fast allen großen Ländern habe die Zahl der "Begegnungen mit Schad-Software" deutlich abgenommen, konstatiert der aktuelle Microsoft Security Intelligence Report. Für Entwarnung ist es jedoch zu früh - denn die Zahl der Infektionen nimmt trotzdem zu.

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In fast allen großen Ländern habe die Zahl der Situationen, in denen ein PC mit Schad-Software konfrontiert wird, im ersten Halbjahr 2013 deutlich abgenommen, konstatiert der aktuelle Microsoft Security Intelligence Report. Für Entwarnung ist es jedoch zu früh – denn die Infektionsraten steigen trotzdem.

Microsoft wertet regelmäßig die Berichte des Malicious Software Removal Tools aus, das unter anderem bei jedem Windows-Update aktualisiert und ausgeführt wird. Diese reichert es unter anderem durch Statistiken der hauseigenen Antiviren-Software an. Damit ermittelte Microsoft jetzt erstmals eine neue Kenngröße: Die "Begegnungen mit Malware" – also eine Situation, in der die AV-Software angeschlagen hat, Gefahr entdeckt und (hoffentlich) abgewendet hat. Dabei stellt sich heraus, dass im ersten Halbjahr 2013 die Zahl dieser Begegnungen im Vergleich zum Halbjahr zuvor weltweit abgenommen hat. Besonders äußert sich dies in den großen Industrieländern; in Deutschland verzeichnet Microsoft einen Rückgang um über 8 Prozent, in China sogar fast 20 Prozent.

Die Zahl der Begegnungen mit Schad-Software nahm laut Microsoft fast überall deutlich ab.

(Bild: Microsoft Security Intelligence Report 15)

Leider spiegelt sich das nicht in den von Microsoft registrierten Infektionszahlen wieder. Der Report führt hier wohlweislich keine Vergleichswerte auf; die muss man sich aus den älteren Ausgaben besorgen. Dann stellt man jedoch fest, dass etwa in Deutschland die Infektionsrate im gleichen Zeitraum sogar um fast zwanzig Prozent von 2,35 auf 2,9 CCM gestiegen ist. Das bedeutet, dass das MSRT bei fast 3 von 1000 Durchläufen Schadsoftware entdeckt und beseitigt hat.

Das passt nicht ganz zu Microsofts Botschaft, dass die neueren Windows-Versionen deutlich weniger anfällig sind. So betont der Betriebssystem-Hersteller natürlich einmal mehr, dass Windows XP um ein vielfaches empfänglicher für Schadprogramme aller Art ist. Sechsmal häufiger als Windows 8 sei das Auslaufmodell XP infiziert worden. Microsofts Dilemma ist offensichtlich: Der Software-Riese will nächstes Jahr am 8. April den Support für Windows XP endgültig einstellen, obwohl es laut Statcounter weltweit immer noch auf rund 20 Prozent aller PCs installiert ist. Keine Sicherheitspatches für 20 Prozent aller Systeme im Internet – das würde die Infektionszahlen richtig in die Höhe schießen lassen.

Natürlich sind die Zahlen des MSIR alle mit Vorsicht zu genießen. Denn was Antiviren-Programme entdecken beziehungsweise reinigen, ist keineswegs ein statistisch relevantes Abbild dessen, was da draußen im Internet tatsächlich an Schad-Software unterwegs ist. Insbesondere Microsofts Statistiken zeichneten sich in der Vergangenheit dadurch aus, dass sogenannte Keygens die Zahlen dominierten – also Programme, die den Betrieb von Raubkopien ermöglichen. So kann der deutliche Rückgang der "Malware-Begegnungen" etwa in China darauf zurück zu führen sein, dass weniger Keygens im Einsatz sind – oder gefunden wurden. (ju)