NSA speichert so viele ausländische Telefonate wie möglich

Die NSA sammelt nicht nur fleißig Telefonnummern ausländischer Politiker, sondern überwacht dann auch deren Gespräche und speichert die Inhalte. Die können dann später durchsucht werden, etwa wenn die Zielperson Bundeskanzlerin wird.

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Wie erwartet ist der Lauschangriff der NSA auf Bundeskanzlerin Merkel nur die Spitze des Eisbergs. Der US-Geheimdienst speichert seit Jahrzehnten so viele ausländische Telefongespräche und deren Inhalt wie irgend möglich, berichtet die New York Times unter Berufung auf ehemalige Geheimdienstmitarbeiter. Bereits vorher war bekannt geworden, dass die NSA in großem Umfang Telefonnummern ausländischer Politiker sammelt, die sie etwa von US-Diplomaten erhält. Mit diesen Informationen würden Telefonate abgehört und die Gesprächsinhalte in umfangreichen Datenbanken gesammelt. So könnte etwa Angela Merkel, die offenbar seit 2002 unter Beobachtung stand, auch rückwirkend überwacht worden sein, nachdem sie Bundeskanzlerin wurde.

Angela Merkel wurde bereits vor ihrer Wahl zur Bundeskanzlerin abgehört.

(Bild: dpa, Julian Stratenschulte/Archiv)

Das dahinter stehende Programm bestehe bereits seit dem Kalten Krieg, sei aber mit der Zunahme von Rechenleistung und dank immer besserer Algorithmen immer machtvoller geworden. Wichtigste Ziele seien aber nicht ausländische Politiker, sondern Mitglieder von Al-Qaida und andere mutmaßliche Terroristen, sowie Zielpersonen die etwas über Atomwaffen im Iran, Pakistan oder Nordkorea wissen. Danach folgten Ziele in der Führung von Ländern wie Russland, China und dem Iran. Je nach Priorität entscheiden die Geheimdienste demnach, wie viele Analysten auf die Zielpersonen angesetzt werden. Aber wenn es einfach sei, würden auch weniger wichtige Ziele direkt überwacht.

Die Telefonate werden demnach im NSA-Hauptquartier ausgewertet und in streng geheime Analysen eingearbeitet. Die gehen an die US-Regierung wo besonders im Außenministerium, dem Finanzministerium, dem nationalen Sicherheitsrat und bei anderen Geheimdiensten großes Interesse daran bestehe. Damit ist weiterhin ungeklärt, ob US-Präsident Obama tatsächlich nichts von der Überwachung Angela Merkels wusste. Derart gewonnene Informationen würden jedenfalls in Dokumente für die US-Führung eingearbeitet, was höchstens auf den ersten Blick nicht offensichtlich sein mag. (mho)