Zank um Rundfunkfrequenzen für Breitband-Internet

Die ARD hat einen Entwurf der Bundesnetzagentur zur neuen Aufteilung von Sendefrequenzen kritisiert, wonach der Rundfunk weitere Kanäle komplett räumen und bei anderen die parallele Nutzung für drahtlosen Internetzugang tolerieren müsse.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 103 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Daniel Lüders

Die ARD hat einen Entwurf der Bundesnetzagentur zur neuen Aufteilung von Sendefrequenzen kritisiert, wonach der Rundfunk – über die bereits für das Handyfernsehen (DVB-H) abgegebenen Frequenzen hinaus – weitere Kanäle komplett räumen und in sämtlichen anderen vom digitalen Antennenfernsehen genutzten Kanälen parallele Nutzungen für drahtlosen Internetzugang tolerieren müsse. Zwar unterstütze die ARD das Ziel einer flächendeckenden Breitband-Internetversorgung grundsätzlich, heißt es in einer Mitteilung der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt, die Nutzbarkeit bisheriger Fernsehfrequenzen halte man jedoch "für fraglich". Der Entwurf der Bundesnetzagentur sei auf Drängen der Telekommunikationslobby erstellt worden.

Im Einzelnen sieht das Papier vor, dass der Kanalbereich 61-69 vollständig von den Fernsehsendern geräumt und eine parallele Nutzung der Kanäle 21-60 mit Drahtlos-Internet toleriert werden soll. Die ARD befürchtet jedoch, dass als Folge der gleichzeitigen Nutzung von drahtlosem Breitband-Internet und DVB-T-Fernsehen mit erheblichen Störungen im Fernsehempfang zu rechnen sei. Auch würden die Kanäle 61-69 "für eine verbraucherfreundliche Ausgestaltung der notwendigen Modernisierung des digitalen Antennenfernsehens benötigt". Das Entwicklungspotenzial des terrestrischen Rundfunks für die gesamte Bevölkerung dürfe nicht aufgrund "unbewiesener Geschäftsmodelle" zugunsten einzelner Industrieinteressen "leichtfertig geopfert werden", merkt der ARD-Vorsitzende Fritz Raff an.

Zwar würden schon seit längerem Versuche zur Nutzung von Fernsehfrequenzen für drahtloses Breitband-Internet laufen, es sei aber schwierig, die Industrie an diesen Vorhaben zu beteiligen, weil die Geschäftsmodelle womöglich einer kritischen Prüfung nicht standhalten würden. Zudem nutzten die gleichen Telekommunikationsunternehmen, die heute Rundfunkfrequenzen einforderten, bereits verfügbare UMTS- und andere Frequenzbereiche nur zögerlich. Viele Ressourcen lägen hier brach. Raff wünscht sich deshalb von der Bundesnetzagentur "eine sorgfältigere Prüfung der Ansätze und einen intensiveren Austausch mit den Ländern und dem öffentlich-rechtlichen wie auch dem privaten Rundfunk"

Bei Drahtlos-Internet per WIMAX nach dem OFDM-Verfahren kann es tatsächlich aufgrund von Nebenaussendungen zu Störungen beim TV-Empfang kommen. Vor diesem Hintergrund wurde kürzlich mit CIFDM (Comb Interleaved Frequency Division Multiplex) ein alternatives Verfahren vorgestellt, das solche Störungen minimieren soll. Allerdings starten Feldtests mit der neuen Methode voraussichtlich erst zum Jahreswechsel. (dal)