NSA-Affäre: US-Horchposten auch in Wien

Aus einem vergangene Woche veröffentlichten Standortplan der NSA geht hervor, dass die US-Spione auch Österreich abhören.

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Von
  • Bernd Behr

Thomas Drake war bis 2008 NSA-Mitarbeiter und wurde zum Whistleblower.

(Bild: DancingHands56/Wikipedia)

Auch Österreich bleibt von der Datensammelwut des US-amerikanischen Geheimdienstes NSA nicht verschont. "Gehen Sie davon aus, dass das geschieht. Die Überwachung von internationalen Kommunikationsverbindungen ist gängige Praxis der NSA und eine Doktrin zur Unterstützung nationaler amerikanischer Interessen," sagt der ehemalige US-Agent Thomas Drake in einem Interview in der Montag-Ausgabe des Nachrichtenmagazins profil des ORF (laut Vorab-Meldung). Dabei könnte es sogar mitten in Wien eine Überwachungsstation geben.

In der vergangenen Woche veröffentlichte der Spiegel einen aus dem Fundus des NSA-Whistleblowers Edward Snowden stammenden, streng geheimen Standortplan einer amerikanischen Geheimdienstsondereinheit. Auf dem mit 13. August 2010 datierten Standortplan "SCS Global Presence" ist unter anderem die Angabe "Vienna & Annex" zu finden.

Dazu erklärt der Ex-Agent und Whistleblowers Drake: "Die Bezeichnung ,Annex‘ ist fast immer ein Euphemismus für aktive Operationen, die unter dem Deckmantel der jeweiligen Botschaft laufen." In der Legende des Standortplans ist "Annex" wiederum als "Unmanned Remote" ausgewiesen. Drake dazu: "Unmanned Remote bedeutet üblicherweise, dass die Ausrüstung nicht von physisch anwesenden Personen bedient werden muss, sondern ferngesteuert werden kann. Im gegebenen Zusammenhang ist das meistens eine Abhörstation oder ein Überwachungszugang."

Nun beginnt in Wien wieder ein Rätselraten, wo diese Abhörstation denn genau sein könnte. Die NSA-Villa in Wien-Döbling scheint Kennern nicht die richtige Adresse. Das Abhören von Mobiltelefonen erfordert eine gewisse Nähe – lohnende Ziele zum Belauschen finden sich eher in der Innenstadt. Als da wären die UN-Atomenergiebehörde IAEA, die OPEC oder die UNO-Vertretung in der sogenannten UNO-City.

Andererseits gibt profil zu bedenken, dass "Unmanned Remote" auch auf den Zugriff aufs Internet hindeuten könnte. Das würde bedeuten, dass sich die NSA in den Vienna Internet eXchange (VIX) eingeklinkt hat, den die Universität Wien betreibt. "Wenn ich mir Zugang zum Internet verschaffen wollte, würde ich dort hingreifen", zitiert profil den Sicherheitsberater Markus Schwaiger. (bb)