c't-Labs: CPU-Fassung auf Mainboards reparieren

Ein CPU-Sockel mit verbogenen Kontakten kann einen Prozessor irreparabel beschädigen. Doch das ist kein Grund, das Mainboard wegzuwerfen. Mit etwas Geschick gelingt die Reparatur auch in Eigenregie.

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c't-Labs: CPU-Fassung auf Mainboards reparieren
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Benjamin Benz
Benjamin Benz

hat einen Job als Ingenieur aufgegeben, um bei c't immer mal wieder über den Tellerrand zu schauen und nicht zum Fachidioten zu werden. In den c't-Laboren gibt es aber erfreulicherweise so viel Messtechnik, dass bislang wenig Heimweh aufkam.

Wenn man wie wir tagaus tagein CPUs in empfindliche Prozessorfassungen wie LGA1150, LGA1155 oder LGA2011 von Mainboards steckt, bleibt es leider nicht aus, dass auch mal was schief geht und die Federn verbiegen. Dann droht ein Kurzschluss, der den Prozessor irreparabel beschädigt. Doch mit etwas Mut, einer starken Lupe, viel Licht, einer Zirkelspitze und einer sehr ruhigen Hand kann man versuchen, einen defekten CPU-Sockel selbst zu reparieren.

Für unsere PC-Bauvorschläge im Jubiläumsheft (c't 24/13) haben wir ein schon länger nicht benutztes High-End-Board mit Fassung LGA2011 aus dem Schrank geholt. Zum Glück fiel uns vor dem Einbau der 950 Euro teuren CPU auf, dass zwei der 2011 Federn nicht in Reih und Glied standen, sondern verbogen waren. Wer das defekte Board einfach wieder ins Regal geräumt hat, war natürlich nicht auszumachen ...

Weil uns die Zeit fehlte, ein Ersatz-Board zu organisieren, durfte ich mich mal wieder in Feinmotorik üben. Unser Video-Kollege hat dabei mit einem 100-mm-Makro-Objektiv gefilmt – für die Fotos holte unser Fotograf sogar noch einen Zwischenring hervor. Herausgekommen ist ein kleines Video, das in ungewohnter Perspektive zeigt, wie die winzigen Federn Stück für Stück wieder in Position rücken.

Reparatur einer CPU-Fassung (6 Bilder)

Moderne CPU-Fassungen (hier LGA1155) haben mehr als 1000 Kontaktfedern. Ist auch nur eine davon verbogen, droht ein Kurzschluss.

Als Werkzeug hat sich bei uns im Labor ein Zirkel mit einer stabilen Spitze bewährt. Bevor dieser zum Einsatz kommt, sollten Sie das Board – bei ausreichender Beleuchtung – mehrfach auf dem Tisch drehen und dabei aus verschiedenen Blickrichtungen und Winkeln ermitteln, welche der kleinen Federn in welche Richtung aus der Reihe tanzen. Lichtreflexionen auf den blanken Federn und eine starke Lupe helfen dabei.

Drücken Sie danach ganz vorsichtig und in kleinen Schritten die Federchen zurück in Position. Können Sie wieder in jede Richtung entlang der Reihen peilen, ohne eine Störung zu erkennen, stehen vermutlich alle Kontakte wieder in Reih und Glied. Das ganze dauert ein wenig, und es gibt keine Garantie auf Erfolg. Trotzdem hat bei uns eine solche Reparatur schon in mehreren Fällen gut geklappt. Sollten Sie allerdings bei einem brandneuen Board bereits verbogene Pins vorfinden, sollten Sie lieber reklamieren als selbst basteln.

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Eigentlich sollten die winzigen Federn niemals mit Gegenständen in Berührung kommen, die sie verbiegen können: Dazu werden die Mainboards extra mit Schutzkappen – im c't-Labor meist "Kondom" genannt – ausgeliefert. Dieses wird nicht von Hand entfernt, sondern nach dem Einsetzen der CPU beim Verriegeln der Fassung automatisch heraus gedrückt. Wirklich heikel ist also nur der Zeitpunkt zwischen öffnen der Fassung und Einsetzen des Prozessors. Fatal ist es, diesen zu verkanten. Wie man es richtig macht, zeigt folgendes Video am Beispiel eines LGA2011-Chips. Bei den gebräuchlicheren Fassungen LGA1150 (und LGA1155) geht es ähnlich, es gibt aber nur einen Hebel.

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(bbe)