Google weist Kritik an Chrome zurück

Knapp eine Woche nach Veröffentlichung des neuen Internet-Browsers Chrome sorgt die Debatte über den Datenschutz bei Google weiter für einige Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit.

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Von
  • Christof Kerkmann
  • Jürgen Kuri
  • dpa

Knapp eine Woche nach Veröffentlichung des neuen Internet-Browsers Chrome sorgt die Debatte über den Datenschutz bei Google weiter für einige Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit. Datenschützer werfen dem Unternehmen vor, das Programm zum Navigieren im Internet sammle Daten, die eine Identifizierung erlaubten und im Zusammenhang mit weiteren erhobenen Informationen ein Profil des Nutzers ergäben. Über die Datenhalden, die sich bei dem Suchmaschinenprimus über die Nutzer ansammeln, machen sich die Datenschützer bereits seit einiger Zeit sorgen; Chrome verbessert diese Situation nun keineswegs, sondern lässt die Datenberge bei Google noch weiter anwachsen. Google aber ist sich keiner Schuld bewusst.

Zudem machte sich Google mit der Vorgehensweise bei der Veröffentlichung seines Webbrowsers Chrome keine Freunde unter Sicherheitsexperten, die unter anderem die Aufweichung des Begriffs "Beta-Version" bemängeln, wenn ein Konzern wie Google einen Webbrowser zwar als Beta deklariert, dies aber wie bei den oft lange Zeit als Beta deklarierten Google-Diensten kaum einen Unterschied zu als fertig freigegebenen Diensten oder Software zu manifestieren scheint. Normale Anwender werden durch solche Vorgehensweisen daran gewöhnt, Beta-Software wie fertige Anwendungen zu behandeln; sie werden damit für normale Nutzer unkalkulierbaren Sicherheitsrisiken ausgesetzt.

So riet selbst das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) beim Gebrauch von Chrome zu Vorsicht, da die Anhäufung von Daten bei einem einzigen Anbieter wie Google kritisch sei. "Wenn ich mich von einem Anbieter abhängig mache, ist das Risiko höher", sagte BSI-Sprecher Matthias Gärtner. Google allerdings weist diese Vorwürfe zurück. Sprecher Kay Oberbeck betonte gegenüber dpa, die von dem neuen Browser gesammelten Informationen erlaubten keine Identifizierung einzelner Anwender.

Die Kritik an mangelndem Datenschutz entzündet sich im Wesentlichen an zwei Punkten: zum einen an der eindeutigen Installationsnummer, die in bestimmten Fällen an das Unternehmen übertragen wird – dies allerdings machen auch andere Webbrowser wie etwa Mozillas Firefox für seinen "Automated Update Service". Zum anderen ist die Funktion von Google Chrome in der Kritik, die bereits bei der Eingabe von Suchbegriffen Vorschläge macht und dabei ebenfalls Daten an die Google-Server übertragen.

Die Installationsnummer von Chrome wird laut Google bei der Einrichtung der Software erzeugt und bei jeder Aktualisierung an das Unternehmen übermittelt. "Es wird keinerlei Verbindung zwischen der Installationsnummer und den Eingaben in die Such- und Adressbox hergestellt", versichert nun Google-Sprecher Oberbeck.

Auch bei der Nutzung der sogenannten Omnibox übermitteln Nutzer in der Standardeinstellung Daten an Google. Das Feld dient der Eingabe von Internet-Adressen wie auch von Suchbegriffen. Schon beim Tippen zeigt das Programm mögliche Suchbegriffe an, ohne dass Anwender die Eingabetaste drücken. Chrome bezieht die Vorschläge von der Google-Website. Datenschützer befürchten, dass der Konzern ein umfassendes Bild über die Internet-Aktivitäten eines Nutzer erhalten könnte.

Das Unternehmen bestätigte, zwei Prozent der Eingaben in die Omnibox samt der IP-Adresse des Nutzers zu speichern. "Diese Daten benötigen wir, um Ergänzungsvorschläge machen zu können", erklärte Oberbeck gegenüber dpa. Allerdings ordne Google die Informationen keinem konkreten Nutzer zu, sondern sammle sie in anonymisierter Form. Er wies außerdem darauf hin, dass die Funktion mit wenigen Klicks deaktiviert werden könne. Und schließlich könne ein Nutzer auch eine andere Suchmaschine auswählen.

Zu Google Chrome siehe auch:

(Christof Kerkmann, dpa, Jürgen Kuri) / (jk)