Siemens kappt nach Gewinneinbruch im Quartal Ergebnisprognose

Verzögerungen beim Ausbau der Magnetschwebebahn Transrapid in China, Belastungen aus der fehlkonstruierten Straßenbahn "Combino" sowie die Stornierung eines britischen Großauftrags für bei Siemens IT Solutions and Services belasten die Bilanz.

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Von
  • dpa

Der weiter von einem Skandal um schwarze Kassen und Bestechungen gebeutelte Elektrokonzern Siemens hat nach einem massiven Gewinneinbruch im zweiten Quartal wegen der Probleme bei Großprojekten sein Ergebnisziel für dieses Geschäftsjahr gekappt. Von Januar bis März sei der Gewinn wegen der Belastungen im Kraftwerksbau, im Bahn- und im IT-Geschäft von 1,259 Milliarden Euro auf 412 Millionen Euro gefallen, teilte die Siemens AG mit. "Wir sind bei der durch den Vorstand angestoßenen Überprüfung der kritischen Projekte entscheidende Schritte vorangekommen, erste Maßnahmen zur Verbesserung der Situation greifen bereits", erklärte Siemens-Chef Peter Löscher. Allerdings stellt sich der Konzern beispielsweise durch den geplanten Verkauf der Telefon-Netzwerksparte SEN auf einen "erheblichen Verlust" in seinen fortgeführten Aktivitäten ein.

Siemens hatte sich wegen der Probleme bereits im März von seinen Gewinnerwartungen verabschieden müssen und dabei Fehleinschätzungen bei Planungs-, Personal- und Zuliefererkapazitäten in der Vergangenheit eingeräumt und von Belastungen von rund 900 Millionen Euro gesprochen. Eine konkrete Prognose für dieses Geschäftsjahr gab Siemens-Chef Peter Löscher damals allerdings nicht ab. Konkret schlugen Verzögerungen bei der Auftragsvergabe für den Ausbau der Magnetschwebebahn Transrapid in China zu Buche sowie Belastungen aus der fehlkonstruierten Straßenbahn "Combino". Außerdem stornierte bei Siemens IT Solutions and Services ein Kunde aus Großbritannien einen Großauftrag. Insgesamt drückten dadurch im zweiten Quartal Wertberichtigungen und Rückstellungen von 857 Millionen Euro auf das Ergebnis.

Für das Geschäftsjahr 2007/08, das am 30. September endet, rechnet Siemens nun nur noch mit einem Ergebnis der Bereiche sowie der fortgeführten Aktivitäten auf Vorjahresniveau. Das Umsatzziel bekräftigte Löscher dagegen. "Wir erwarten, dass der Umsatz von Siemens im Geschäftsjahr 2008 organisch doppelt so schnell wachsen wird wie das Welt- Bruttoinlandsprodukt", sagte der Konzern-Chef. Ursprünglich ging er davon aus, dass das Ergebnis der Bereiche in diesem Geschäftsjahr noch einmal doppelt so schnell wächst wie der Umsatz. 2006/07 kam Siemens bei einem Umsatz von 72,5 Milliarden Euro auf ein Ergebnis der Bereiche von 6,5 Milliarden Euro.

Den Löwenanteil der Belastungen machte der Kraftwerksbau aus, bei dem mittlerweile der komplette Auftragsbestand schlüsselfertiger Projekte mit einem Volumen von 12,6 Milliarden Euro durchleuchtet worden sei, hieß es. "Wir haben nun unsere Projektanalyse im konventionellen Kraftwerksgeschäft abgeschlossen und konnten uns alles in allem ein klares Bild über die Risiken machen", erklärte Löscher. Mit zusätzlichen Risiken, die über die Mitte März genannten 900 Millionen Euro "wesentlich hinausgehen", sei nicht zu rechnen. Allerdings komme es durch die Verzögerungen bei den Projekten in den nächsten drei Quartalen in der Kraftwerkssparte voraussichtlich nochmals zu Belastungen im knapp dreistelligen Millionen-Euro- Bereich.

Das Ergebnis der Bereiche ging von Januar bis März von 1,781 Milliarden Euro im Vorjahr auf 1,203 Milliarden Euro zurück. Der Umsatz stieg dagegen um 1 Prozent auf 18,094 Milliarden Euro. Beim Auftragseingang legte Siemens um 12 Prozent zu auf 23,371 Milliarden Euro und schnitt damit besser ab, als von vielen Experten erwartet. (dpa) / (jk)